Nebeljagd

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Nebeljagd


Captain Peter Hammerfield saß allein in seinem Quartier und las sich die Berichte der letzten Tage durch. Es war mehr sein Hang zur Pflichterfüllung und Genauigkeit, der ihn dazu trieb jeden Bericht akribisch durchzuarbeiten, interessante oder gar wichtige Informationen enthielten sie ohnehin nicht. Dieses Mal war Hammerfield jedoch nicht ganz bei der Sache. Gedankenverloren starrte er auf den Zettel, ohne die Buchstaben wirklich wahrzunehmen und dachte über die Zukunft nach. Hammerfields Clan, das Orion Bündnis, war einer der ersten Vereinigungen der mächtigsten Venads. Nur wenige Jahre nachdem die Nullraumblasen besiedelt wurden, hatten sich seine Vorväter zu diesem Entschluss durchgerungen und in den darauf folgenden Jahren sollte sich diese Entscheidung als sehr glücklich erweisen. Schnell hatte man die bekannten Sektoren unter gemeinsamer Kontrolle und zahlreiche kleinere Venads waren ihnen Tributpflichtig. Über die Jahre sollte Weisheit und diplomatisches Geschick der Clanführung jedoch abhanden kommen, dafür machte sich Arroganz und Überheblichkeit breit. Ein Krieg nach dem Anderen wurde geführt, gleichgültig ob es sich bei den Konflikten um Planeten, Kolonien oder Rohstoffe handelte oder ob es einfach nur darum ging den Gegner zu demütigen. Im Laufe der Zeit wurde das Orion Bündnis schließlich vom Kriegsglück verlassen und musste immer wieder empfindliche Niederlagen einstecken. Die letzte Auseinandersetzung endete schließlich in einem totalen Debakel. Ein äußerst ertragreicher Sektor musste an dem Gegner abgetreten werden, was die ohnehin schon angeschlagene Wirtschaft des Clans noch mehr unter Druck setzte. Die Kassen waren so gut wie leer, die Menschen stöhnten bereits unter der gewaltigen Steuerlast und Unmut machte sich breit.

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen kursierte seit kurzem das Gerücht, dass der Sternenbund selbst großes Interesse daran hatte, das Orion-Bündnis scheitern zu sehen. Man munkelte hinter vorgehaltener Hand, dass der SBD den Clan als zu mächtig empfand und seine Konkurrenten tatkräftig unterstützte.

Natürlich fanden sich keinerlei Beweise für diese Anschuldigungen, das Orion-Bündnis versuchte sogar selbst die Gerüchte zum verstummen zu bringen. Sollte offiziell bekannt werden, dass der Sternenbund das Orion-Bündnis stürzen wollte, wäre es um Hammerfields Clan geschehen. Zu viele warteten nur auf eine Gelegenheit sich beim Sternenbund beliebt zu machen und wenn dadurch auch noch ein unliebsamer Konkurrent ausgeschaltet wurde, dann umso besser.

Hammerfield seufzte. Die Mission, welche vor ihm lag, könnte über den Fortbestand seines ganzen Clans entscheiden, ihm blieb im Moment jedoch nichts anderes übrig als abzuwarten. Das Begleitschiff verspätete sich, dabei war sein Captain bisher immer sehr zuverlässig gewesen. Endlich ertönte ein Pfeifen und der Erste Offizier meldete sich über die Kommunikationsanlage: "Die Mira Santos ist soeben in den Normalraum gesprungen!" Erleichtert legte Captain Hammerfield den Bericht zur Seite, bevor er aufstand und sein Quartier verlies. Als er die Brücke betrat, sah er auf den großen Bildschirm die Korvette von Captain O'Connor, wie sie scheinbar regungslos im All trieb. Martez, sein erster Offizier sprang aus dem wuchtigen Stuhl um ihren Captain Platz zu machen und setzte sich wieder zu ihrer Konsole. "Öffnen sie einen Kanal!" erteile Hammerfield den Befehl, während er sich in sich in seinen Sessel fallen lies. Der Bildschirm flackerte kurz und zeigte schließlich das Gesicht von Valerie O'Connor. Hammerfield freute sich insgeheim über die Gelegenheit, wieder mit ihr zusammen arbeiten zu können. "Guten Tag, Captain Hammerfield! Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung. Es gab einen kleinen Zwischenfall in den Grenzregionen!" "Nichts ernstes, hoffe ich!" antwortete Hammerfield. "Nein, nein." O'Connor winkte ab, "Nur die üblichen Drohgebärden. Das ganze nimmt schon beinahe groteske Züge an. Wie im Wilden Westen, man steht sich gegenüber, aber keiner hat den Mut den ersten fatalen Schritt zu tun." "Hoffen wir, dass es auch so bleibt!" meinte Hammerfield noch, dann hatte er vorläufig genug von dieser Art von Smalltalk, " Aber lassen sie uns jetzt über unseren Auftrag sprechen! Am besten Sie kommen auf mein Schiff, man kann heutzutage ja gar nicht mehr vorsichtig genug sein!" "In 15 Minuten bin ich bei Ihnen!"

Knappe 14 Minuten später traf Valerie O'Connor im Besprechungsraum ein. Hammerfield hatte gerade eine Flasche Cognac aus dem antiken Holzschränkchen geholt, die Gläser standen bereits auf dem Tisch. Echter Alkohol war der einzige Luxus den Hammerfield sich leistete und das auch nur zu besonderen Gelegenheiten. "Ist das der gleiche Jahrgang wie bei unserem letzten Mal" fragte Captain O'Connor. "Natürlich" meinte Hammerfield, während er die Gläser fühlte, "Ein besonderes Getränk für besondere Gelegenheiten!" "Ganz wie in alten Zeiten." "Ja." sagte Hammerfield mit einem Lächeln und reichte ihr ein Glas. "Ganz wie in alten Zeiten!" Valerie setze sich mit dem Glas in der Hand an den massiven Holztisch und lehnte sich in den Sessel zurück. Sie lies das Glas kreisen und beobachtete, wie sich die Eiswürfel drehten. "Aber wir sind doch nicht hier um in alten Erinnerungen zu schwelgen, oder?" Hammerfield lies sich ebenfalls auf einen Sessel sinken. "Nein. Zumindest nicht in erster Linie" brummte er und nahm einen großen Schluck. "Unsere Mission ist eher, sagen wir, von heikler Natur..." Er unterbrach sich kurz und starrte Sekundenlang in sein Glas. Irgendwie hatte er sich das Zusammentreffen anders vorgestellt. Vielleicht war es naiv anzunehmen, das man nach der langen Zeit... Hammerfield setzte sich ruckartig auf und versuchte den Gedanken aus seinen Kopf zu vertreiben. Das Ganze führte zu nichts und außerdem gab es Wichtigeres zu tun. "Du erinnerst dich sicher an die Inbetriebnahme des neuen Sprungnetzes vor 2 Monate?" setzte er endlich fort. "Natürlich. Wir haben schließlich selbst 3 Sonden geschickt. War aber ein ziemlicher Reinfall... Oder bin ich da falsch informiert?" Hammerfield lächelte. "Zum Teil! Aber lass mich dir die Geschichte von Anfang an erzählen!" "Ich bin ganz Ohr!" meinte Valerie und legte ihren Kopf zur Seite. Sie hatte schon immer in Gespür für Verschwörungen gehabt und wenn man ohne genauere Informationen zu einem Treffen befohlen wurde, dann war das mehr als nur verdächtig. "Die Geschichte nahm ihren Anfang, als der Sternenbund vor nicht einmal 2 Monaten das neue Sprungnetz Hephaistos in Betrieb nahm. Es war auch höchste Zeit, finde ich, immerhin sind wir alle auf neue Rohstoffquellen angewiesen.", fing Hammerfield zu erzählen an. "Die Problematik ist mir bekannt.", erwiderte O'Connor, "Die bekannten Ressourcenquellen sind alle schon in den Händen der verschiedensten Gruppierungen und neigen sich langsam aber sicher dem Ende zu. Die Erweiterung des Sprungnetzes war die letzte Chance einen folgenschweren Krieg um die letzten verfügbaren Quellen zu verhindern. Und dieser Teil der Galaxis ist ja noch völlig unerforscht und viel versprechend." Hammerfield nickte zustimmend: "Deshalb hat der Rat auch die Mittel für die Raumsonden bewilligt. Man war sogar bereit die unverschämten Sprunggebühren an den Sternenbund zu entrichten. Eine gewagte Investition, wenn man unsere aktuelle finanzielle Lage in Betracht zieht und das nur für einen zweimonatigen Vorsprung, bis die Boje endgültig an das öffentliche Netz geht! Umso tragischer sind auch die Zwischenfälle gewesen, was sag ich, das war eine glatte Katastrophe!"

Tatsächlich kam es gleich am Anfang zu einem folgenschweren Zwischenfall. Im Gedränge war eine der eigenen Sonden mit einer der Metharen-Allianz kollidiert. Die Metharen-Allianz war eine aufstrebende Vereinigung von noch relativ kleinen Venads, die rasch an Einfluss gewonnen hatte und bereits ein gieriges Auge auf Gebiete des Orion-Bündnisses geworfen hatte. Die ohnehin bereits angeschlagene Beziehung zwischen den beiden verfeindeten Clans wurden durch den Zwischenfall noch mehr belastet. Gerade als der Sternenbund eine Generalsversammlung der Clans einberufen hatte, kam es zu einem weitern Unfall. Während man darüber diskutierte, wie man die Kosten für den Bau des neuen Sprungnetzes unter den Clans verteilen sollte, wurden die Vertreter des Orion-Bündnisses vom Hauptquartier in Kenntnis gesetzt, dass eine weiter Sonde aus unerklärlichen Gründen explodierte. Alles deutete auf Sabotage hin und noch während der Sitzung kam es zu einem folgenschweren Eklat. Ein Diplomat des Orion-Bündnisses beschuldigte die Metharen offiziell der Sabotage, es folgte ein lautstarkes Wortgefecht zwischen den einzelnen Vertretern und wenn nicht der Sicherheitsdienst eingeschritten, es wäre unweigerlich zu Handgreiflichkeiten gekommen. Sämtliche diplomatischen Beziehungen zwischen den 2 Gruppierungen wurden daraufhin abgebrochen und alle Zeichen standen auf Krieg.

"Ach ja, der Metharen-Konflikt" Valerie strich sich eine Strähne aus ihrem Gesicht. Sie trug ihr Haar etwas länger als bei ihrer letzten Begegnung und Hammerfield fand durchaus Gefallen an der neuen Frisur. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns das überhaupt leisten können. Ich meine, was bringt uns ein Krieg? Auch wenn wir im Augenblick militärisch überlegen sind, können wir dadurch eigentlich nur verlieren. Du hast ja bereits unsere wirtschaftlich angespannte Situation angesprochen." "Ja, das ist auch ein Grund für unsere Mission. Ein Erfolg würde die Machtverhältnisse erheblich verändern." "Wie meinst du das?" Valerie hatte sich aufgerichtet und sah Hammerfield schief von der Seite an. "Nach einer diplomatischen Mission sieht mir das nicht aus, zuminderst wäre dann die Geheimhaltung ein bisschen übertrieben. Ich musste über 3 Sprungbojen reisen! Das grenzt ja schon an Paranoia." "Lass mich erst einmal weitererzählen, dann wirst du die ganze Sache verstehen" meinte Hammerfield beschwichtigend. "Also, zurück zu den Sonden! Da 2 Sonden zerstört wurden, bevor sie irgendwelche verwertbaren Daten gesendet hatten, setzte man die verbleibende Hoffnung auf die dritte und letzte Sonde. Als plötzlich der Kontakt abriss, war das Desaster komplett. Der Cosmic News Service berichtete hämisch über unser Versagen, es war sogar vom Rücktritt einzelner Ratsmitglieder die Rede. Soweit der offizielle Teil." Hammerfield legte eine kleine Pause ein und nahm einen Schluck Cognac zu sich. O'Connor rutsche derweilen unruhig auf ihren Sessel hin und her. Schließlich setze er fort:"Tatsächlich hat die Sonde plötzlich wieder zu senden begonnen. Sie hatte eine verheißungsvolle Spur gefunden, die sie direkt in einen interstellaren Nebel führte. Winzige Mengen einer radioaktiven Substanz wiesen ihr den Weg zu einer fremdartigen außerirdischen Struktur, die scheinbar ziellos im Weltall umher trieb. Es schien sich um eine Art Frachtmodul zu handeln, allerdings gab es keinerlei Hinweise auf die Besitzer oder über die Umstände wie das Ding in den Nebel gelangt war. Jedoch wies sie an der Außenhülle zahlreiche Schäden auf und aus einem Leck trat eine Substanz aus, die von der Sonde Zweifelsfrei identifiziert werden konnte." Hammerfield unterbrach sich kurz und genoss für eine Weile O'Connors ungeteilte Aufmerksamkeit. "Es handelte sich dabei instabile Isotope." "Instabile Isotope!" wiederholte O'Connor murmelnd. Hammerfield nickte: "Und in einer beachtlichen Menge." "Wie viel?" fragte Captain O'Connor. "Das ist eines der Dinge die wir herausfinden sollen. Aber es ist viel, sehr viel."

Valerie O'Connor trank ihr Glas in einem Zug leer und Peter füllte wortlos nach. Jetzt verstand sie die übertriebenen Vorsichtsmaßnahmen. Immerhin waren diese Rohstoffe äußerst rar und heiß begehrt, aber aufgrund ihrer Gefährlichkeit war der Handel streng limitiert, auch wenn es aufgrund der Knappheit kaum ein Angebot gab. Schließlich waren sämtliche bekannte Abbaustellen bereits nahezu ausgebeutet und neue Quellen waren nur sehr schwer zu erschließen.

"Deshalb müssen wir uns auch so beeilen! Wenn die Boje ans öffentliche Netz geht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein anderer das Ding entdeckt. Sollte die Entdeckung öffentlich bekannt werden, würde es jeden Marodeur und Halsabschneider anlocken. Irgendwann würden sich auch die einzelnen Clans einschalten und einen hübschen, kleinen Krieg anzetteln." "Aber bis es aber soweit ist, haben wir uns schon längst den schönsten Brocken gesichert." wurde Hammerfield von O'Connor unterbrochen. "Genau." Hammerfield lächelte verschmitzt, "Sollen sich die anderen doch um die Krümel balgen. Uns kann es recht sein, immerhin haben wir unsere Schäfchen dann schon ins Trockene gebracht." "Also, Captain! Wie gehen wir vor?" "Zuerst fliegen wir zu unserem Außenposten nach Gamma Draconis. Dort warten ein Frachter und ein Tankschiff, wo wir unsere Vorräte aufstocken werden. Anschließend müssen wir zu einem Sprungportal. Das ist auch der Grund, warum wir nicht direkt aus einem Venad in das neue Sprungnetz springen. Das Eintrittsportal ist dort noch nicht für größere Schiffe optimiert worden und ein direkter Sprung würde astronomische Energiemengen verschlingen." O'Connor nickte zustimmend. Ein Quadrantensprung ohne Eintrittsportal war schon teuer genug, ein direkter Venadsprung war schlicht unfinanzierbar. Ganz zu schweigen, dass kein Venad des Orion-Bündnisses die erforderliche Infrastruktur hatte, die benötigten Energiemengen im Sprungportal zu bündeln. "Wie auch immer, in Hephaistos angekommen müssen wir sozusagen zu Fuß weiter. Es wird gut 13 Tage dauern, bis wir den Sternennebel mit den konventionellen Antrieben erreicht haben Ich hoffe dir ist klar, dass alles unter strengster Geheimhaltung geschehen muss! Keiner darf von unserer Mission erfahren bevor wir am Ziel angelangt sind. Auch niemand von der Crew!" "Das ist mir schon klar." meinte O'Connor. "Na gut. Da gehen wir an die Arbeit. Wir werden noch genug Zeit haben, um uns eingehender zu unterhalten!" sagte Hammerfield noch, bevor beide aufstanden und sich an die Arbeit machten.

Die Reise nach Gamma Draconis verlief ereignislos und die beiden Captains hatten so Zeit sich eigene Gedanken über die bevorstehende Reise zu machen. Ein erfolgreicher Abschluss könnte unter Umständen den gesamten Clan vor dem Untergang retten, auf jeden Fall würde er ihrer Karriere gut tun. Als sie den Außenposten auf Gamma Draconis erreichten, warteten die anderen beiden Schiffe bereits. Gamma Draconis lag weitab von den üblichen Handelsrouten und war deshalb der perfekte Treffpunkt. Das Aufstocken der Vorräte dauerte vergleichsweise lange, was in Anbetracht der Menge jedoch absehbar war. Aufgrund des dichten Sprungnetzes waren Reisen, die Länger als eine Woche dauerten alles andere als Normal und so musste jeder verfügbare Platz auf den Schiffen mit Vorräten und Ausrüstungsmaterial voll gestopft werden. Am Frachter hatte man bereits eine spezielle Andockschürze angebracht, was jeden Beobachter zu denken geben musste. Hammerfield war sich sicher, dass trotz aller Vorsichtsmaßnahmen sich bereits so mancher Geheimdienstler über diese Aktionen wunderte, noch bevor sie überhaupt abgeflogen war. Deshalb spielte Zeit eine entscheidende Rolle, umso ärgerlicher war es, dass trotz intensivster Arbeit jedes einzelnen Crew-Mitglieds der Zeitplan bereits um einen Tag überschritten wurde.

Der Sprung in das neue, noch nicht öffentliche Sprungnetz, verlief dank der Zugangscodes einigermaßen problemlos. Von nun an musste man den restlichen Weg jedoch mit dem konventionellen Antrieb in Angriff nehmen. Es dauerte beinahe 2 Wochen bis die ersten Ausläufer des Stellaren Nebels durch die Schiffslucken sichtbar wurden und die Räume der Crew in seine kalten Farben tauchten. Unter der Crew machte sich nach der anfänglichen Anspannung sogar so etwas wie Urlaubsstimmung breit. Für einige Tage schien man dem Stress und der sonst üblichen Hektik entronnen zu sein, einzig die Kartographen schoben Sonderschichten ein, um die Flut an Sensordaten auszuwerten und zu katalogisieren.


Hammerfield hatte tief und fest geschlafen, als der Türsummer seiner Kabine ertönte. Müde öffnete er die Augen und versuchte den Schlaf abzuschütteln. Schließlich schaffte er es aufzustehen und die Tür zu öffnen. Vor ihm stand ein Fähnrich, welcher salutierte und ihm einen Tasse Kaffee reichte: "Guten Morgen, Captain, sie wollten geweckt werden, wenn wir die vorgegebenen Koordinaten erreichen." "Gut. Danke, Fähnrich." brummte Hammerfield noch etwas benommen und nahm die Tasse entgegen. Der junge Rekrut war sehr aufmerksam und kannte die Gewohnheiten sein Captains genau. Hammerfield nahm einen Schluck von seinem Kaffee und brummte behaglich. Genau wie er es gern hatte, pechschwarz, heiß und mit 4 Stück Zucker.

Als Hammerfield die Brücke betrat, war sie in matten Farben getaucht und er bemerkte erstmals die Schönheit des Nebels welcher in den vergangenen Tagen an seinem Fenster vorbeigezogen war. Grünliche Wolken in allen Abstufungen der Farbe flossen ineinander und bildeten groteske Formen, fast als würden Geisterwesen miteinander fangen spielen. "Faszinierend, nicht war?" unterbrach sein erster Offizier Hammerfields Gedanken. "Es sieht so aus als wäre diese Region vergleichsweise stark radioaktiv kontaminiert. Das radioaktive Material scheint den fluoreszierenden Effekt der Wasserstoffatome zu intensivieren. Wenn wir der radioaktiven Spur folgen, werden sie uns direkt zu unserem Ziel führen." "Ja, vermutlich." seufzte Hammerfield und nahm auf seinen Stuhl platz. Er hatte schlecht geschlafen, wieder einmal hatte er Alpträume, an die er sich aber nach dem Erwachen kaum noch erinnern konnte. Vermutlich war das ein Zeichen seines Körpers, dass er es langsam zu weit trieb. Die ständigen Überstunden, der Stress und die Sorgen um die eigene Zukunft forderten sichtbar ihren Tribut. Aber gerade jetzt konnte er nicht einfach einen Gang zurückschalten, zuviel hing von ihm und vom Erfolg der Mission ab.

Unbemerkt trat ein Fähnrich an Captain Hammerfields Stuhl heran und reichte ihm einen Bericht. Hammerfield schreckte aus seinen Gedanken hoch und griff nach dem Seiten. Während er die Seiten kurz überflog bemerkte er wie der junge Mann skeptisch den Hauptbildschirm betrachtete. "Ihr erster Flug ins Weltall, Fähnrich?" fragte Hammerfield beiläufig. Der junge Mann nickte: "Ja, Sir. Eigenartig, man könnte meinen, der Nebel würde von uns zurückweichen... als wolle er nicht, dass wir in ihn eindringen." Hammerfield blickte den jungen Soldaten an und sagte: "Tatsächlich haben wir den Rand des Nebels schon lange erreicht. Allerdings ist seine Teilchendichte so gering, dass man ihn erst nach ein paar Lichtsekunden visuell wahrnimmt. Trotzdem können wir nicht mehr mit voller Geschwindigkeit fliegen, der Widerstand bremst uns ziemlich ein". Der Fähnrich nickte ohne seinen Blick vom Bildschirm abzuwenden. Erst nach einer Weile bemerkte er, dass der Captain ihm den Bericht bereits wieder entgegenhielt. Hektisch griff er danach, salutierte zackig und verließ eilig die Brücke. Ein flüchtiges Lächeln huschte über Hammerfields Gesicht, ehe er sich wieder seiner Arbeit widmete.

Beinahe 4 Stunden durchstreiften sie das Zielgebiet. Die grünen Energiewolken wurden immer dichter und behinderten die Sicht bereits beträchtlich. Mittlerweile hatten sie eine Kolonne gebildet, Hammerfields Zerstörer befand sich an die Spitze, dahinter folgte dicht der Bergefrachter und O'Connors Korvette bildete das Schlusslicht. "Wir haben die Position erreicht, an der die Sonde das fragliche Objekt gesichtet hat." meldete sich schließlich der Steuermann. "Starte Scanvorgang" antwortete der Wissenschaftsoffizier. Hammerfield nickte nur zustimmend und lehnte sich in seinen Sessel zurück. Bis jetzt war alles gut gegangen und mögliche Verfolger hatten sich noch nicht gezeigt. "Tut mir Leid, Sir. Aber die Sensoren habe nichts entdeckt" die Stimme der Offiziers klang leicht enttäuscht "Die starke Strahlung verhindert eine genaue Abtastung der Umgebung." "Können sie nicht die Strahlungsquelle suchen?" warf Silvina Martinez, Hammerfields Erster Offizier, ein. "Oh... natürlich, einen Moment." der Mann hantierte eine Weile an seiner Konsole herum, bis er sich mit einem triumphierenden Blick zu Captain Hammerfield umdrehte, "Ich hab etwas entdeckt!" "Na, dann auf den Schirm damit!" brummte der Captain. Der Hauptmonitor zeigte eine wahre Flut an Farben und Hammerfield war sich sicher, dass er noch nie zuvor so viele verschiedene Abstufungen und Schattierungen von Grün gesehen hatte als zu diesem Zeitpunkt. In der Mitte des Bildschirms prangte ein schwarzer, scharf umrandeter Fleck. Für einen Moment konnte man den Eindruck gewinnen ein gigantisches Auge würde den Eindringlingen entgegenblicken. Hammerfield fröstelte leicht, als er länger die "Pupille" anstarrte. Der Anblick hatte einen leicht hypnotischen Charakter, der Hammerfield beunruhigte. "Nun gut." Hammerfield räusperte sich, "Beginnen wir mit den Bergungsmaßnahmen."

Minuten später waren 6 Jäger von der Teutonis gestartet und näherten sich dem Objekt von verschiedenen Seiten. Sie waren mit einer speziellen Abschussvorrichtung für Bergungsseile ausgerüstet und sollten das Objekt mit den Seilen sichern, bevor man dann die undichten Stellen zu versiegeln versuchte. Anschließend würde man das Frachtmodul direkt an die Andockschürze des Frachters koppeln. Soweit die Theorie, allerdings gestaltete sich bereits das Einfangen des fremden Frachtmoduls als weit schwieriger als erwartet. Die Strahlung störte die Sensoren dermaßen, dass die Piloten manuell zielen mussten. Obwohl die Piloten ihr Handwerk verstanden, benötigten sie mehrer Anläufe, ehe sie die alle 6 Seile an der richtigen Stelle befestigen und das Modul zum Frachter geschleppt konnten. Dort warteten bereits einige Ingenieure in ihren Raumanzügen. Sie sollten die Risse untersuchen und notdürftig verschweißen um einen sicheren Transport gewährleisteten zu können. Wie Insekten kletterten sie auf dem schwarzen Ding herum und gingen ihrer nicht ungefährlichen Tätigkeit nach. Captain Hammerfield beobachtete auf dem großen Hauptmonitor, wie die Ingenieure hin- und herhuschten, gelegentlich sah man das Leuchten der Plasmaschweißer oder der kleinen Raketenrucksäcke, mit denen sich die Ingenieure fortbewegten. Endlichen hatten die Ingenieure ihre Arbeit beendet und ließen sich mit dem Frachtmodul zum Bergungsschiff ziehen, als die Mira Santos ein merkwürdiges Signal auffing. Wahrscheinlich war es nur eine Störung der Sensoren, aber vielleicht war es ein Konkurrent, der ihnen ihre Beute streitig machen wollte. Nach einer kurzen Rücksprache mit Captain Hammerfield, nahm O'Connor Kurs auf den Ausgangspunkt des Signals und verschwand bald zwischen den Nebelschwaden. Die Bergung lief währenddessen auf Hochtouren und die Ingeneure befestigten das Alienmodul bereits am Frachtschiff. Nach einer Stunde hatten sie ihre Arbeit abgeschlossen und die Flotte konnte ihren Weg nach Hause antreten.

"Frachtschiff Orlando an Teutonis" meldete sich die Stimme des Frachterkapitäns bei Hammerfield, "Die Bergungsarbeiten sind abgeschlossen. Wir können jetzt los." "Ausgezeichnet!" erwiderte Captain Hammerfield, "Warten wir ab, ob die Mira Santos etwas entdeckt hat und dann nichts wie nach Hause!" Plötzlich tönten die Alarmsirenen los und ihr grelles Heulen jagte durch das ganze Schiff. In nächsten Moment kam die Mira Santos aus dem Nebel geschossen. Ihre Navigationstriebwerke leuchteten auf, als die Crew versuchte einen Zusammenstoß zu verhindern. Die Korvette flog nur wenige hundert Meter an der Teutonis vorbei und kam schließlich zu stehen. Peter Hammerfield runzelte die Stirn. Solche Manöver waren eigentlich nicht die Art von Captain O'Connor. Schließlich öffnete er einen Kommunikationskanal. "Guten Tag, Captain O'Connor." Valerie O'Connor wirkte leicht verlegen, "Entschuldigen sie unser gewagtes Manöver, aber wir hatten nicht damit gerechnet, schon so nahe bei Ihnen zu sein..." "Wollen Sie damit sagen, dass Sie sich verlaufen haben?" erwiderte Hammerfield. O'Connor zuckte nur mit den Schultern. Im Nebel war es äußerst schwierig sich zu orientieren, die nächste Sprungboje war zu weit entfernt um sich nach ihrem Ortungssignal richten zu können und die Sterne wurden vom Nebel verdeckt. Zwar gab es noch die Möglichkeit mit Hilfe von Gravitationssensoren seine ungefähre Position zu bestimmen, allerdings verfügte nur Hammerfields Zerstörer über dieser recht teueren Technologie. Hammerfield wusste das und da er Valerie nicht weiter in Verlegenheit bringen wollte, wechselte er kurzerhand das Thema. "Was ist mit dem Sensorsignal? Haben sie irgendwelche Hinweise auf Verfolger?" Valerie O'Connor zögerte nur für einen Moment, aber lange genug um Hammerfield nervös zu machen. "Ich weiß es nicht." sagte sie schließlich, "Dieser Nebel... so etwas habe ich noch nie zuvor erlebt. In einem Moment sind die Sensoren total blind, im nächsten Augenblick zeigen sie etwas an, nur um dann wieder total sinnlose Daten zu liefern." O'Connor zuckte noch einmal hilflos mit den Schultern. Hammerfield seufzte. Eigentlich hatte er nichts anderes erwartet, immerhin war es ihm genauso ergangen. "Sehen wir zu, dass wir hier schnellstmöglich rauskommen!" befahl er schließlich. "Aye, Sir!" antwortete Captain O'Connor.

Diesmal setzte sich O'Connors Korvette an die Spitze der Formation, der Frachter wurde wieder in die Mitte genommen und die Teutonis bildete das Schlusslicht. Sie waren erst wenige Minuten unterwegs, als bei den Sensoren ein Warnsignal zu blinken anfing. "Wir haben einen Sensorkontakt auf 180/70, Sir. Jemand verfolgt uns!" "Also doch!" brummte Hammerfield, "Alles auf die Kampfstationen! Kontaktieren sie den Konvoi, sagen sie ihnen, dass sie weiterfliegen sollen. Wir drehen bei und warten hier." Sekunden später wurden bereits die Manövriertriebwerke gezündet und der Zerstörer drehte sanft seine Nase nach rechts. Als sie die gewünschte Richtung eingeschlagen hatten, wurden die gegengleichen Manöverdüsen gezündet und das Schiff zum Stillstand gebracht. "Waffen sind feuerbereit, Sir!" "Gut! Das Feuer nur auf ausdrücklichen Befehl eröffnen. Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob sie hinter uns her sind!" "Aye, Captain!" Hammerfield beugte sich gespannt nach vorn und betrachtete aufmerksam den Bildschirm, doch außer den grünen Nebelschwaden war nichts zu sehen. "Objekt voraus, Captain. Es kommt direkt auf uns zu!" drang die Stimme seines Sensoroffiziers zu ihm durch. Noch immer war nichts zu sehen, allerdings war die Sicht auf wenige Kilometer beschränkt, man sah sozusagen die Hand vor Augen nicht. Gerade als Hammerfield sich über die Entfernung des Objektes erkundigen wollte, begannen die Nebelschwaden vor ihnen dunkler zu werden. Sekunden später durchstieß ein fremdartiges Schiff die Nebelwand und glitt langsam an ihnen vorbei. Die Kamera folgte ihrer Bewegung und behielt das Schiff immer in der Mitte des Bildschirms. Was immer es auch war, Hammerfield war sich sicher, dass es nicht von Menschenhand gebaut war. Es hatte die Form einer Kugel und besaß einen etwas kleineren Durchmesser als die breiteste Stelle an Hammerfields Zerstörer. Die Oberfläche wirkte auf eine seltsame Art lebendig, wies allerdings keinerlei Waffenschächte oder Antriebsaggregate auf, wie es sich fortbewegte blieb ein Rätsel. Es schien die Teutonis vollkommen zu ignorieren und flog unbeirrt weiter seinen Kurs. "Es hat uns nicht gesehen." bemerkte Hammerfields erster Offizier Martinez. "Zumindest nimmt es keine Notiz von uns." brummte Hammerfield. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Wenn das Alienschiff die Teutonis nicht sehen konnte, waren sie klar im Vorteil, aber was wenn der Zerstörer einfach nicht als Bedrohung angesehen wurde? "Haben sie eine Übereinstimmung in unseren Datenbanken gefunden?" fragte Martinez einen der Wissenschaftsoffiziere. "Nein" antwortete dieser, "diese Konstruktion ist völlig unbekannt und weist keinerlei Ähnlichkeiten mit den Bauweisen der bekannten Alienvölker auf." "Welchen Kurs nimmt es?" fragte Hammerfield schließlich. "Es folgt weiterhin dem Konvoi, Captain." "Nun gut. Das dürfte dann geklärt sein." kommentierte Martinez die Lage. "Hmm." Hammerfield knabberte nachdenklich an seiner Unterlippe. Ein Erstkontakt mit einem fremden Alienvolk gehörte zu den aufregendsten Dingen, die ein Captain sich vorstellen konnte. Unter anderen Umständen wäre Hammerfield von dieser Gelegenheit begeistert gewesen, aber hier stand das Überleben seines Clans auf dem Spiel. Er durfte keinerlei Risiko eingehen. "Gehen sie auf Abfangkurs!" befahl er schließlich, "Das Schiff darf den Konvoi nicht erreichen!" Als die Teutonis ihre Triebwerke aktivierte und langsam Fahrt aufnahm, blieb das Alienschiff unvermittelt stehen. Für einige Sekunden verharrte es regungslos an der Stelle und Hammerfield sah seine Chance gekommen. "Feuer frei!" wies er seinem Waffenoffizier an. Sekunden später rasten vom unteren Rand des Bildschirms mehrer Torpedos auf das Alienschiff zu. Es machte keinerlei Anstalten auszuweichen und verharrte weiter auf der Stelle. Kurz bevor die Geschosse ihr Ziel erreichten, beschleunigte das Alienschiff plötzlich und verschwand im Nebel. "Verdammt, was war das" fluchte Martinez leise. "Unglaublich!" rief einer der Offiziere aus, "Das Alienschiff hat innerhalb weniger Sekunden auf 30.000 km/s beschleunigt!" "Reden sie keinen Blödsinn! Sogar mit den besten Trägheitsdämpfern ist eine solche Beschleunigung schlicht unmöglich!" entfuhr es einem Wissenschaftsoffizier. "Kontaktieren sie die Mira Santos und unterrichten sie sie von der aktuellen Lage. Das Alienschiff darf dem Frachter nicht zu nahe kommen!" erteilte Hammerfield den Befehl. Diese Aktion des Alienschiffes hatte seinen ganzen Plan über den Haufen geworfen. Nun musste er hoffen, dass die Mira Santos das Schiff aufhalten konnte, bis die Teutonis sie eingeholt hatte. Kurze Zeit später bekam er die Bestätigung, dass Captain O'Connor die Nachricht empfangen und ihren Kurs geändert hatte. Endlich hatten auch sie die maximale mögliche Geschwindigkeit erreicht und jagten dem Alienschiff hinterher. Als sie eine weitere Nebelwand durchbrachen, lichtete sich plötzlich der Nebel. Aus irgendeinem Grund sank die Teilchenkonzentration in diesem Teil des Nebels fast gegen Null und gab den Blick auf die anderen Schiffe frei. Der Frachter hatte diese "Nebellichtung" bereits fast durchquert, während die Mira Santos direkt auf das Alienschiff zusteuerte. Lichtblitze zuckten über Hammerfields Bildschirm, als O'Connor die Geschütze abfeuerte. Die seltsame Kugel flog unbeeindruckt weiter. Kurz bevor sie an der Mira Santos vorbei flog, krochen eigenartige Energieblitze über die Oberfläche des Kugelraumschiffes. Schlagartig flossen sie an einer Stelle zusammen und ein gewaltiger Energieblitz überquerte die Distanz zwischen Alienschiff und Korvette. Die Mira Santos wurde komplett in einen bläulichen Energieschimmer gehüllt, Funken fuhren über ihre Oberfläche und Risse bildeten sich auf der Außenhaut. Plötzlich explodierte das Antriebsmodul, das Schiff wurde durch die Wucht der Explosion herumgeschleudert und schlingerte unkontrolliert umher. Das Kugelraumschiff setzte daraufhin seinen Kurs fort und verfolgte den Raumfrachter, der bereits wieder im Nebel verschwunden war. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es den Frachter wieder eingeholt haben würde. Die Teutonis jagte ihnen mit voller Kraft hinterher, nachdem sie in der Nähe der Mira Santos mehrere Rettungskapseln gesichtete hatten. Jetzt konnten sie nichts für die Besatzung tun, es galt den Frachter und seine Ladung zu retten. Obwohl das Kugelraumschiff durch den Nebel stärker eingebremst wurde, als Hammerfields stromlinienförmiger Zerstörer, wurde die Distanz zwischen den Schiffen nur quälend langsam kleiner. Schließlich war auch das Kugelraumschiff wieder in den Nebelschwaden verschwunden und verschwand im selben Augenblick von den Sensorschirmen.

"Verdammt, verdammt, verdammt!" fluchte Hammerfield leise. Das Geschehen entglitt immer mehr seiner Kontrolle und wenn er den Frachter nicht vor den Aliens wieder fand, war seine Mission gescheitert und sein Clan seinen Feinden beinahe hilflos ausgeliefert. Ihm musste schleunigst etwas einfallen. "Können sie das Alienschiff orten?" erkundigte sich Hammerfield bei dem Sensoroffizier. Dieser zuckte nur hilflos mit den Schultern und hämmerte weiter Befehle in die Konsole ein. "Es tut mir leid, aber ich empfange keinerlei verwertbare Daten. Der Nebel behindert die Sensoren zu stark" antwortete er entschuldigend. "Moment mal." Hammerfield richtete sich in seinem Sessel auf, "wie konnte eigentlich das Alienschiff unserer Spur folgen? Ihre Sensoren müssten doch ebenfalls unter den Nebel leiden." "Genau wie wir es gemacht haben" entfuhr es einen der jüngeren Offiziere und erntet dafür unverständliche Blicke der restlichen Crew. "Sie sind einfach der Isotopenspur gefolgt." "Als würde man einer Spur aus Brotkrumen folgen" brummte Martinez. "Was die können, können wir schon lange!" zischte Hammerfield, "Suchen sie die Isotopenspur! Und beeilen sie sich!" Hektisch machte sich der Sensoroffizier an die Arbeit. Glücklicherweise befanden sie sich noch immer in der Nebellichtung, wo die Sensoren weit effektiver arbeiten konnten und bald hatte er eine verheißungsvolle Spur gefunden. Schnell schwenkten sie auf den neuen Kurs ein und jagten mit voller Geschwindigkeit in die Nebelbank. "Verlieren sie die Spur nicht aus dem Auge" befahl Martinez unnötigerweise. Der junge Mann nickt nur und starrte angestrengt auf das Datendisplay. Der Steuermann hatte in der Zwischenzeit sein Display ebenfalls umgestellt und navigierte nur mehr nach den Sensordaten. Die Anspannung war auf der ganzen Brücke zu spüren, auch wenn die Crew nicht genau wusste worum es ging, so fühlten sie doch, dass sehr viel vom Erfolg ihrer Mission abhing. Beinahe 5 Minuten waren sie der Spur bereits gefolgt, ohne ein Anzeichen des Frachters oder des Kugelschiffes. Auf der Stirn des Steuermanns hatten sich Schweißperlen gebildet. Es war nicht einfach einer Isotopenspur zu folgen, bei voller Geschwindigkeit konnte der kleinste Fehler das Schiff kilometerweit vom Kurs abbringen, die Spur erneut zu finden wäre jedoch beinahe unmöglich. Der Frachtercaptain schlug einen Haken nach dem anderen und versuchte so das Alienschiff abzuschütteln, leider machte er es auch dem eigenen Schiff schwerer ihm zu folgen. Mit jeder Minute wurde Hammerfield nervöser, unruhig trommelte er mit den Fingern auf die Armlehne. Endlich tauchte in einiger Entfernung ein Sensorkontakt auf. Er war zu schwach um ihn genau bestimmen zu können. Rasch verringerte sich der Abstand zwischen den Schiffen und endlich atmete der Sensoroffizier auf: "Es ist unserer Frachter!" "Rufen sie es!" gab Hammerfield den Befehl. Dadurch würden sie zwar ihre Position preisgeben, aber das war unvermeidbar. Sofort nachdem der Funkspruch abgesetzt wurde, änderte der Frachter seinen Kurs und kam direkt auf die Teutonis zu.

Der Frachter hatte etwa die Hälfte der Distanz zwischen den beiden Schiffen zurückgelegt, als plötzlich ein neuer Sensorkontakt auftauchte. Das Alienschiff schoss von der Seite herbei und versuchte sich zwischen Frachter und Zerstörer zu schieben. Hammerfield schlug wütend mit der Faust auf die Armlehne. Dieses Kugelschiff schien aufzutauchen, wann immer es wollte. "Sofort auf Abfangkurs gehen. Sobald wir in Waffenreichweite sind, feuern nach eigenem Ermessen"! Mittlerweile befand sich die Alienkugel direkt zwischen der Teutonis und dem Frachter. Der Frachtercaptain schien die Gefahr erkannt zu haben und versuchte nach oben auszubrechen. Hammerfield gab den Befehl die Laserkanonen abzufeuern, um das Alienschiff vom Frachter abzulenken, aber die Kugel schien davon keinerlei Notiz zu nehmen. Die Energiestrahlen verfehlten die Kugel um etliche hundert Meter und verpufften wirkungslos im All. Die Distanzen zwischen den 3 Schiffen schrumpften immer schneller, schließlich war das Alienschiff in Sichtweite geraten und die Bordgeschütze der Teutonis fanden endlich ein Ziel. Auf den Bildschirm war nur ein dunkler, runder Fleck im Nebel zu erkennen, der erst langsam Konturen annahm. Ohne weiter zu zögern erteilte Hammerfield den Feuerbefehl und die schweren Laserkanonen spieen erneut ihre todbringenden Strahlen aus. Wo immer die Strahlen auftrafen, fügten sie der Oberfläche des Kugelschiffes schreckliche Wunden zu, ganze Brocken wurden herausgerissen und verschwanden im Nebel. Die Kugel versuchte nicht einmal auszuweichen oder ihren Kurs zu ändern um ein schlechteres Ziel abzugeben. Hammerfields Finger krallten sich entsetzt in die Armlehnen. Aus den Schadstellen an der Oberfläche der Kugel sickerte eine grünlich schimmernde Flüssigkeit, welche die entstandenen Schäden völlig bedeckten und beinahe sofort auskristallisierten. Sekunden später unterschieden sich die getroffen Stellen vom Rest des Schiffes nur mehr durch eine leicht hellere Farbe. "Unglaublich" japste Martinez. Im selben Augenblick war die Kugel dem Frachter bis auf wenige Kilometer nahe gekommen und begann erneut sich aufzuladen. Hammerfield konnten nun erkennen, das die Energieblitze einer Musterung auf der Oberfläche des Alienraumschiffes folgten und sich immer schneller bewegten, bis sie schließlich an einer Stelle zusammenfuhren. Der Energieblitz sprang auf den Frachter über und überlud augenblicklich sämtliche Schiffssysteme. Blitze krochen über die Oberfläche und wie bei der Mira Santos hielt das Antriebsmodul der Belastung nicht mehr stand und drohte zu explodierte. Im selben Moment hatten die Energieblitze die Andockschürze erreicht und sprangen auf den Behälter mit den Isotopen über. Augenblicklich versagte die Eindämmung und die instabilen Isotope zerfielen innerhalb von Sekundenbruchteilen unter einer gewaltigen Explosion. Der kugelförmige Explosionsradius dehnte sich blitzartig aus und hatte wenige Augenblicke später das Kugelschiff erreicht. Das Schiff erbebte unter den gewaltigen Energien der Explosion, die Außenhaut löste sich stellenweise einfach auf und eine grünliche Flüssigkeit ergoss sich in den Weltraum. Wie ein Wellenbrecher leitete es dabei die Explosionsenergie um die Teutonis herum. Wie durch ein Wunder kam es so zu keinerlei Schäden am Zerstörer, jedoch wurde das Kugelschiff von der Wucht der Explosion zurückgeschleudert und flog direkt auf die Teutonis zu. Der Steuermann versuchte noch ein verzweifeltes Ausweichmanöver, doch das Schiff war bereits zu nahe. Der Aufprall war verheerend. Hammerfield wurde mit brutaler Kraft in seinen Gurt gepresst, er hatte das Gefühl als würde jeder einzelne Knochen seines Körpers brechen und schließlich wurde ihm schwarz vor Augen.


Als er die Augen wieder öffnete, waren nur wenige Sekunden vergangen. Der Kollisionsalarm heulte immer noch und verstärkte Hammerfields Kopfschmerzen nur noch. Als er auf den Hauptbildschirm sah, bot sich ihm eine beinahe groteske Szene. Die Teutonis hatte wie ein Keil die Oberfläche des Kugelschiffes durchbohrt und steckte nun mit seinem Bug direkt im Alienraumschiff. Eine grünliche Flüssigkeit schwappte aus der klaffenden Wunde und begann langsam über die Oberfläche der Teutonis zu fließen. "Bringen sie uns sofort hier raus!" brüllte er den Steuermann an, welcher noch benommen in seinem Gurt hin. Instinktiv versuchte er dennoch Hammerfields Befehle auszuführen und aktivierte die Manövertriebwerke. Ein Zittern ging durch das ganze Schiff, als die Triebwerke gezündete wurden. Als wollte das Alienschiff die Teutonis nicht hergeben, begannen die Ränder der Wunde zu kristallisieren und drohten das Schiff einzuschließen. Viel zu langsam schien sich die Teutonis aus dem Kugelschiff herausarbeiten zu können, die Ränder kamen immer näher und bald hatten sie das Schiff erreicht. Ein unangenehmes Knirschen ging durch das Schiff, als sich die Ränder schlossen und den Rumpf des Zerstörers in ihren Klammergriff nahmen. Das Schiff erzitterte, als der Steuermann verzweifelt versuchte, volle Kraft auf die Manöverdüsen zu legen. "Sofort abstellen!" brüllte Hammerfield um das Kreischen der Schiffsstruktur zu übertönen. Das Schiff drohte unter der ernormen Belastung auseinander zu brechen und damit war niemanden geholfen. "Ich will sofort einen kompletten Systembericht." rief Hammerfield, während der Steuermann die Navigationstriebwerke abschaltete. Auch wenn das Zittern aufhörte, war das Knirschen weiter zu hören, was Hammerfield überhaupt nicht behagte. "Die nehmen uns in die Zange." meldete ein Offizier, "Unser Bugrumpf wird mit einer enormen Kraft zusammengepresst! Lange halten wir dass nicht mehr durch!" Hammerfield kaute nervös an seiner Unterlippe. Irgendetwas musste geschehen, sonst waren sie alle verloren. Schließlich richtete er sich auf und sagte in aller Ruhe: "Machen sie einen Torpedo feuerbereit!" "Sir!" Martinez holte hörbar Luft, "auf diese Entfernung werden wird selbst in Stücke gerissen." "Haben wir eine andere Wahl? Wenn wir nichts tun, werden wir zerquetscht." entgegnete Hammerfield ruhig. Schließlich drehte er sich zum Waffenoffizier um. "Nehmen sie nur eine geringe Sprengkraft und stellen sie den Sprengkopf auf 5 Sekunden ein." Der Waffenoffizier nickte nur und machte sich sofort an die Arbeit. Martinez blickte skeptisch auf den Hauptmonitor, als ihr dämmerte was Hammerfield vorhatte. Das Abschussrohr lag im Teil des Bugs, welcher nach wie vor im Inneren der Alienkugel steckte, der Torpedo würde also direkt im Inneren des Alienschiffes detonieren. "Torpedo ist feuerbereit, Sir!" Hammerfield atmete noch einmal tief durch und zog den Gurt straffer. Auf einen Wink wurde abermals schiffsweiter Alarm ausgelöst, ehe der den Feuerbefehl gab. Der Waffenoffizier betätigte den Auslöseknopf und der Torpedo wurde abgefeuert. Mit angehaltenem Atem warteten alle auf die Explosion, aber nichts passierte. "Warum passiert nichts?" zischte Martinez. "Ich weiß es nicht." versuchte sich der Waffenoffizier zur Wehr zu setzen, "Der Torpedo wurde definitiv abgefeuert. Vielleicht..." Sekunden später ging eine gewaltige Erschütterung durch das Schiff, auf der Kugel brachen Risse auf und eine schleimige Substanz quoll heraus. Der Steuermann erkannte die Chance und zündete die Manövertriebwerke. Zuerst schien es, als würde die Teutonis stecken bleiben, bis sie sich mit einem Ruck aus der tödlichen Umklammerung befreien konnte. Immer schneller glitt sie rückwärts und riss dabei einen riesigen Brocken aus der Kugel heraus. Im Inneren der Kugel war eine gallert-artige Masse zu sehen, ehe sie wieder von dieser grünlichen Substanz abgedeckt wurde, welche wieder augenblicklich wieder erstarrte. Die Brocken auf der Teutonis reagierten jedoch komplett anders. Sie wurden zuerst merklich dunkler, bevor sie vor den Augen der ungläubigen Crew vom Rumpf lösten und langsam zerfielen. Dort wo das Alienschiff die Teutonis festgehalten hatte, war eine beachtliche Delle zu sehen. Die Titanlegierung wurde wie eine leere Aluminiumdose zusammengedrückt und wäre innerhalb kürzester Zeit geborsten. "Was zum Teufel war das?" hörte man jemanden leise flüstern. Hammerfield wusste darauf keine Antwort, aber was immer es auch war, es war nicht mit dem zu Vergleichen was er kannte, oder sich überhaupt vorstellen konnte. "Es ist geschrumpft..." bemerkte Martinez plötzlich. Hammerfield blickte sie im ersten Moment nur verständnislos an, bis er auf den Monitor blickte und begriff. Die Kugel war nun um gut die Hälfte kleiner als bei ihrer ersten Begegnung, wies jedoch keinerlei Spuren der letzen Ereignisse auf, lediglich die Farbe schien etwas heller zu sein. "Torpedos laden." ordnete Hammerfield ohne zu Zögern an, "Blasen wir das Ding aus dem All." "Aye, Sir!" Gerade als der Waffenoffizier feuerbereit war und Hammerfield den Abschussbefehl geben wollte, schien die Kugel die Gefahr zu spüren und raste davon. Bevor sie auch nur reagieren konnte, war das Ding auch schon im Nebel verschwunden und lies die Teutonis allein zurück. Ratlos blickte sich die Crew gegenseitig an und auch Captain Hammerfield starrte einen Augenblick sprachlos vor sich hin. Dieses Ding wurde ihm langsam unheimlich. Er bekam eine Gänsehaut, als er sich ein Dutzend dieser Dinger vorstellte. Wie sollte man etwas aufhalten, was sich binnen kürzester Zeit selbst von den größten Schäden wieder erholte? Hammerfield verdrängte gewaltsam diese Gedanken, straffte sich und befahl mit fester Stimme: "Ich will in 5 Minuten einen vollständige Übersicht über die Schäden haben. Fangen sie umgehend mit den Reparaturen an, dass Schiff muss so schnell wie möglich wieder voll einsatzbereit sein." Augenblicklich kam wieder Bewegung auf die Brücke, die Mannschaft begann die Schiffsysteme zu überprüfen, kontaktierten ihre Abteilungen auf dem Schiff, überprüften Wertetabellen und Schadensmeldungen und arbeiteten fieberhaft an den verschiedensten Problemlösungen. Währendessen löste Captain Hammerfield seinen Gurt und rieb sich seine Schultern. Früher hätte er das ganze weggesteckt und weitergemacht, aber immer öfter machte sein Körper einfach nicht mehr mit. Langsam wurde er einfach zu alt für solche Aktionen. Seufzend stand er aus seinem Sessel auf und ging zu Martinez hinüber, die neben dem Waffenoffizier stand. "Das sieht nicht gerade gut aus." hörte Hammerfield den Offizier sagen, "Anscheinend hat sich der Rumpf bei unsere letzen Aktion verzogen. Davon sind beinahe alle Bugwaffen betroffen." Martinez betrachtete finster die Schiffsgrafik, welche an mehreren Punkten rot aufleuchtete. Jetzt erst bemerkte sie den Captain, der hinter ihr stand und drehte sich zu ihm um. "Wie es aussieht, ist beinahe unser gesamtes Waffenarsenal unbrauchbar, Captain. Der gesamte Bug wurde verzogen." berichtete sie ihm leise. Hammerfield sah die Grafik kurz an und zog zischend die Luft ein. Hätten sie den letzten Torpedo tatsächlich abgefeuert, er wäre unter Umständen noch im Torpedoschacht explodiert und hätte das gesamte Schiff schwer beschädigt. "Warum haben die Warnsysteme versagt?" fragte er schließlich. "Das haben sie gar nicht." antwortete der Waffenoffizier mit einem hilflosen Gesichtsausdruck, "Es wurden aber einige Datenleitungen beschädigt, wodurch das gesamte Sicherungssystem außer Gefecht gesetzt wurde." Hammerfield seufzte innerlich auf. Das war einer der Dinge, die nie passieren dürften. Zuhause würde er wohl einige Takte mit den Konstrukteuren reden müssen, es durfte einfach nicht passieren, dass die Sicherungssysteme ausfielen, ohne dass die Waffen automatisch deaktiviert wurden. "Schalten sie sämtliche Bugwaffen ab." wies Captain Hammerfield den Waffenoffizier noch an, bevor er sich umdrehte und sich den anderen Bereichen des Schiffes widmete.


Nach einer Weile konnte Hammerfield sich ein einigermaßen vollständiges Bild von den Schäden machen. Der Schiffsbug schien um einiges schlimmer beschädigt zu sein, als im ersten Moment aussah. Mehrer Daten- und Energieleitungen waren beschädigt, wodurch auch die anderen Systeme unbrauchbar wurden. Währendessen hatten sich schon mehrer Reparaturteams an die Arbeit gemacht und versuchten die Schäden so weit es ging zu beheben. Es befanden sich zwar keinerlei überlebenswichtigen Systeme im Bug, dafür war ein Großteil der Schiffswaffen unbrauchbar, einzig die kleineren Hecklaser waren noch Einsatzbereit.

Hammerfield saß in seinem Sessel und dachte über sein weiters Vorgehen nach. Sollte das Kugelraumschiff noch einmal auftauchen, würde man ihm kaum noch etwas entgegensetzten können, eine weitere Konfrontation war daher unter allen Umständen zu vermeiden. Dennoch mussten sie zur Mira Santos zurückkehren und nach Überlebenden suchen. Schließlich gab Captain Hammerfield den Befehl zur letzten Bekannten Position der Mira Santos zurückzukehren. Dadurch setzten sie sich zwar der Gefahr aus, der Kugel erneut zu begegnen, aber sie konnten ihre Kameraden nicht einfach so zurücklassen. Als man die Koordinaten erreichte, fand man nur mehr einen Trümmerhaufen vor, von den Rettungskapseln fehlte jede Spur. Hammerfield befahl sofort einen Funkspruch abzusetzen, da eine Suche im Nebel ohne jede Aussicht auf Erfolg war.

"Noch immer keine Antwort, Sir." Hammerfield rutschte unruhig auf seinen Sitz hin und her. Nun warteten sie schon beinahe 2 Stunden, ohne den geringsten Hinweis auf eine Rettungskapsel oder Überlebende. "Versuchen sie es weiter." befahl er unwirsch. "Ja, Sir."

"Wir warten nun schon seit 6 Stunden, Captain." sagte Martinez, "Gäbe es Überlebenden hätten sie sich schon längst melden müssen." Hammerfield knabberte traurig an seiner Unterlippe. Wie so oft hatte Martinez Recht, es war zuviel Zeit vergangen, ohne die geringste Spur. Von der Mira Santos schien niemand überlebt zu haben. Schließlich nickte er und befahl mit fester Stimme: "Setzten sie Kurs raus aus dem Nebel. Hier können wir nichts mehr tun." "Aye, Sir" antwortete der Navigator nach kurzem zögern. Es gab kaum jemanden auf der Brücke, der nicht den ein oder anderen Freund auf der Mira Santos hatte.

Während die Teutonis langsam Fahrt aufnahm, erhob sich Hammerfield aus einem Sessel und ging in sein Quartier. Dort setzte er sich an seinen Schreibtisch, aktivierte den Computer und öffnete die Personaldatei der Mira Santos. Er ging jede Akte einzeln durch, las sie kurz durch und verschob sie schließlich in den Ordner "Verschollen". Dasselbe machte er anschließend mit der Besatzung des Frachters.

Am Ende befanden sich 76 Dateien in diesem Ordner, 76 Schicksale und 76 Beileidsbekundungen, welche an die Familien verschickt wurden. Am meisten beschäftige Hammerfield die Tatsache, dass er den Familien nicht einmal die Wahrheit über den Tot ihrer Angehörigen mitteilen konnte. Die Mission war streng geheim und das Oberkommando hatte sicherlich keinerlei Interesse daran, dass die Öffentlichkeit von diesem blamablen Fehlschlag erfuhr. Traurig schaltete Peter Hammerfield den Computer wieder ab und starrte noch einige Zeit auf den schwarzen Bildschirm. Diese Mission war nicht nur ein totaler Fehlschlag, sie hat auch noch das Leben von 76 Menschen gefordert.