Wie alles begann

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Wie alles begann.


Folgende Geschichte ist eine Rekonstruktion der Ereignisse im Jahre 20 v.V. und schildert die dramatischen Geschehnisse, welche die Menschheit für immer verändern sollten. Sämtliche Texte basieren auf geprüften Fakten und sind chronologisch angeordnet. Es wurde bewusst die Erzählform gewählt, um diese schicksalsträchtigen Tage verständlicher und begreifbarer zu machen. Des Weiteren wurde auch auf persönliche Aufzeichnung der Zeitzeugen zurückgegriffen, soweit ihre Echtheit bestätigt wurde.


Berichterstellung: 22. Juli 20 n.V.
Protokollführer: Henry Dornee, SBD Archivat
Quellen:

  • SBD-Datenbankarchive
  • Blackbox der VES Fregatte Carmen
  • Blackbox der VES Korvette Sistran
  • Mars-Datenbankarchive
  • Kommunikations- und Datenarchive der Jupiterstation



Zeitzeugen:

Dr. Jessica Kaws, Wissenschaftsoffizier der VES
Zum Zeitpunkt der Geschehnisse als Assistentin direkt am Projekt beteiligt.

Prof. Dr. Nektarius Gota, Wissenschaftsoffizier der VES
Zum Zeitpunkt der Geschehnisse als Datentechniker direkt am Projekt beteiligt.

Lt. Peter Melow, ehemals Pilot der VES.
Zum Zeitpunkt der Geschehnisse auf dem Mond stationiert. Indirekt am Projekt beteiligt.

Garn Dokat, Ingenieur im Ruhestand
Zum Zeitpunkt der Geschehnisse tätig auf dem VES Frachtschiff Corando, war direkt am Projekt beteiligt.


Sicherheitslabor 3, Waylend-Yards der VES / Forschungseinrichtung, Erdmond
Ereigniszeitpunkt: t-16 tage 21 Stunden 47 Minuten

In einem großzügig eingerichtetem Labor, inmitten diverser Computeranlagen, stand eine junge Frau in einem weißen Arbeitskittel und begutachtete die zahlreichen Bildschirme, welche die unterschiedlichsten Systemzustände und Diagramme zeigten. Die relativ hoch angesetzte Decke hielt eine unüberschaubare Anzahl an Monitoren und in greifbarer Höhe angebrachter Instrumente bereit, welche durch ein Deckenschienensystem bequem an jede Stelle des Raums gefahren werden konnten. Die Gerätschaften waren ringförmig um die Mitte des Raumes angeordnet und die gesamte Kabellage fand ihre höchste Verzweigung direkt auf dem Untersuchungstisch.
"Protokoll Wissenschaftsassistentin Jessica Kaws. Aufzeichnung start!", sprach die Frau, als wäre außer ihr noch jemand im Raum.
"Ich habe soeben die Installation einer Schnittstelle abgeschlossen. Noch fünf weitere und wir sollten in der Lage sein, mehrere Gigawatt an Strom übertragen zu können, ohne das unser eigenes Versorgungsnetz davon Schaden nimmt."
Schließlich drehte sie sich zum Artefakt um, welches in der Mitte des Raumes lag. Es war in etwa vier Meter lang und seine makellose Oberfläche glänzte matt im künstlichen Licht des Labors. Tatsächlich hatte das Material jeden Versuch das Artefakt zu öffnen widerstanden. Für Monate stellte das ein ernsthaftes Hindernis für eine weitere Untersuchung dar, bis dem leitenden Wissenschaftler die zündende Idee kam. Da das Objekt scheinbar sämtliche Energie in sich aufsog, hatte man beschlossen es entsprechend mit Energie zu versorgen, in der Hoffnung so an brauchbare Ergebnisse zu kommen. So wurde ein Starkstromkabel am Artefakt selbst angeschlossen. Der zu erwartende Kurzschluss blieb aus, dafür begann das Gerät kaum messbare Energiemuster abzugeben. Je mehr Energie man dem Artefakt zur Verfügung stellte, desto stärker und komplexer wurden auch die Signaturen.

Plötzlich wurde Jessica Kaws von einem hellen Pfeifton aufgeschreckt. Anscheinend hatte jemand die Sicherheitszone betreten und die Marines begaben sich in Position. Ein schmächtiger Mann in einem weißen Laborkittel näherte sich der Sicherheitsschleuse. Er nickte den wachhabenden Soldaten kurz zu, beugte seinen Kopf zum Retina-Scanner und verschuf sich so Zugang zum Labor.

Ungeachtet ihrer Größe schlossen sich die gepanzerten Türen wieder schnell und lautlos und der Mann näherte sich rasch der bereits seit Stunden arbeitenden Frau.
"Hey Jessica, so spät noch bei der Arbeit?"
"Ja Andrews, Max wollte das ich bis morgen die Schnittstellen vorbereite."
"Das Frachtschiff Corando trifft erst in 17 Stunden mit dem neuen Reaktor hier ein.", sagte Andrews.
"Ich weiß auch nicht, ich hoffe Max irrt sich nicht. Ein ganzer Reaktor, der die gesamte Mondbasis mit Energie versorgen könnte, soll dieses Artefakt speisen. Ich persönlich denke es ist einwenig übertrieben.", entgegnete Jessica.
Andrews trat an einen kompliziert aussehenden Automaten und drückte zielsicher einige Tasten. Nach einigem summen und zischen griff er in eine Öffnung und holte sich eine Tasse Kaffee heraus.
"Max wird schon wissen was er tut, das gesamte Team vertraut ihm und schließlich hat er die Leitung. Außerdem hatte er schon mit dem Starkstromkabel recht."
"Tja Andrews, Energetik fällt nicht in unser Fachgebiet, ich hoffe nur wir kommen rasch vorwärts. Wir fummeln schon seit Monaten an dem Ding herum und sind nicht wirklich weiter gekommen."
Andrews drehte sich um und starrte konzentriert auf das Artefakt während er vorsichtig an dem heißen Kaffe nippte.
"Hat man dir eigentlich erzählt woher wir das Ding haben?"

"Nein." entgegnete sie, "aber das ist bei militärischen Projekten nun mal üblich, nicht wahr? Himmel, ich hab noch nie so viele Soldaten auf einen Haufen gesehen. Das Oberkommando muss eine Heidenangst haben, dass etwas nach außen dringt."
"Sagt dir das Schiff VES Osiris etwas?" begann Andrews schließlich mit seinen Ausführungen.
"Klar. Das erste Schiff, das schneller als das Licht flog. Allerdings gab es damals eine Fehlfunktion mit dem Verzerrungsantrieb." Sie blickte kurz zu Andrews hinüber und fügte spöttisch hinzu: "Oder so etwas in der Art."
"Ja, die offizielle Version gibt menschliches Versagen an." meinte Andrews.
"Die offizielle?" Jessica sah ihn schräg von der Seite an, "Das heißt es gibt auch eine inoffizielle Version?"
Andrews drehte sich zu ihr herum stellte den viel zu heißen Becher leicht frustriert auf den Tisch und grinste. "Was würdest du sagen, wenn wir dieses Artefakt der Osiris zu verdanken haben, oder vielmehr einem Fehler im Verzerrungsantrieb?"
"Ich würde sagen, dass es ist eine Ironie des Schicksals ist", entgegnete Jessica, "Das Versagen einer menschlichen Meisterleistung, beschert uns ein Artefakt, dass alles bisher da gewesene in den Schatten stellen könnte."
Andrews grinste jetzt noch breiter. "Naja, damals wusste man noch nicht, was man an dem Ding hatte.
Die sich an Bord befindlichen Ingenieure konnten mit den Scannern nicht ins Innere sehen und aufgrund der Massivität dieses Objektes wurde es für eine Art Schrott oder abgesprengten Energietank gehalten. Niemand ahnte, dass es sich hierbei um mehr handelt."
Jessica wandte ihre Augen von dem Monitor, an dem sie die letzten Minuten verbrachte, ab und lehnte sich interessiert im Sitz zurück.
"Und wieso werden die Untersuchungen gerade jetzt durchgeführt und nicht gleich nach der Rückkehr der Osiris?"
"Tja, am Anfang wusste man einfach noch nicht, was man mit dem Ding machen sollte. Es widerstand jedem Versuch in sein Inneres zu gelangen, außerdem war man um absolute Geheimhaltung bemüht. Dann gab es den Marskonflikt und die Sache geriet tatsächlich in Vergessenheit. Wer weiß, vielleicht würde das Ding noch immer in einem Keller verstauben, hätte man es nicht durch Zufall wiederentdeckt. Dann musste man noch die Mittel bewilligen und geeignete Labors ausstatten. Tja, und so vergingen fast 20 Jahre und wir stehen eigentlich immer noch am Anfang."
"Ich weiß." brummte Jessica," Darüber hinaus weiß ich auch, dass das Teil außerordentlich komplex ist und das der Zentralcomputer bereits seit Wochen damit beschäftigt ist die herausströmenden Daten zu analysieren. Seit wir das Kabel an dem Ding angeschlossen haben, verschlingt es Unmengen an Energie."
"Ja es nimmt die Energie und gibt uns irgendwelche unverständlichen Daten, und das nicht zu knapp. Für mich hört sich das nach einem perfekten Handel an." meinte Andrews mit einem ironischen Grinsen.
"Tja, die Zeit vergeht." sagte Jessica mit einem Blick auf ihre Uhr. "Und ich muss dringend ins Bett."
"Klar, ich übernehme dann ab hier" sagte Andrews, schnappte sich seinen Becher und schwang sich vom Tisch
"So war das auch gedacht." meinte Jessica lächelnd, nahm sich ein paar Aufzeichnungen mit und verließ das Labor.
"Na dann." brummte Andrews. "Mal sehen, wie weit wir schon sind."


Sicherheitslabor 5, Waylend-Yards der VES/ Forschungseinrichtung, Erdmond
Ereigniszeitpunkt: t-16 tage 3 Stunden 28 Minuten

Man hatte bereits vor Tagen damit begonnen, das gesamte Labor auszuräumen. Es war der einzige verfügbare Raum auf der gesamten Basis, der sowohl groß genug war um den Reaktor zu fassen, als auch über die erforderliche Ausstattung verfügte. Dutzende Ingenieure waren nun damit beschäftigt den Reaktor zu befestigen und funktionstüchtig zu machen. Man hämmerte, schweißte und schrie durcheinander.
Etwas abseits stand ein älterer, hochmütiger Mann und beobachtete skeptisch das hektische Treiben.

"Ich hoffe die bauen hier keinen Mist!" schrie der Mann zu einem seiner Kollegen, welcher gleich neben ihm stand, dennoch schaffte er es nicht den Lärm zu übertönen.
In diesem Moment öffnete sich eine der vielen Seitentüren in der Wand und Jessica betrat den Raum. Sie fuhr erschrocken zusammen, als plötzlich der Lärm über sie hereinbrach. Eilig bahnte sie sich einen Weg durch die wuchernden Kabel und Monitore und ging zielsicher auf die Gruppe der Wissenschaftler zu. Sie versuchte so gut es geht sich schreiend zu verständigen, aber Maximilian verstand kein Wort. Schließlich deutete der grauhaarige Mann entnervt auf die Tür aus der Jessica gekommen war.

Als sich die Türe hinter ihnen schloss, breitete sich eine ungewohnte Stille aus und Jessica fing erneut an: "Die Anschlüsse sind fertig, sobald der Reaktor gestartet ist können wir anfangen."
"Hervorragend." entgegnete Maximilian "Der Chefingenieur meint sie brauchen nur noch wenige Stunden, dann kann es losgehen. Anbei gefragt, wie sieht es mit der Verbindung zur Jupiterstation aus. Wurden die Artefaktdaten dorthin überspielt?"
"Die Verbindung steht, sämtliche Daten laufen über den Zentralspeicher der Jupiterstation. Jedoch meinen die, dass selbst deren Speicherkapazitäten bald erschöpft sein werden, wenn der Datenstrom so hoch werden wird wie von uns berechnet." antwortete Jessica. "Die Kapazitäten werden in schätzungsweise ein bis zwei Wochen erschöpft sein."

Der Dritte im Bunde war Dr. Nektarius Gota. Obwohl er erst Anfang 30 war, galt er bereits als Koryphäe auf dem Gebiet der Datenverarbeitung. "Ich habe mir den Datenfluss noch einmal angesehen.", meldete er sich zu Wort. "Ehrlich gesagt, ich halte es einfach nur für Datenmüll, es steckt einfach keine sinnvolle Struktur dahinter. Womöglich ist das Ding defekt und wenn wir jetzt noch mehr Energie reinpumpen, könnte alles mögliche passieren..."
"Für Diskussionen haben wir jetzt keine Zeit." unterbrach ihn Maximilian ruppig. "Der Senat erwartet Ergebnisse und das am liebsten gestern statt heute. Ihre Aufgabe ist es für eine sichere Übertragung der Daten zur Jupiterstation zu sorgen, und um mehr haben Sie sich auch nicht zu kümmern. Ich hoffe wir verstehen uns!"
Nektarius verkniff sich jeden weiteren Kommentar und verlies meuternd den Raum.
"Wenn uns Daten verloren gehen, dann mach ich Sie persönlich dafür verantwortlich", brüllte ihm Maximilian noch hinterher, bevor sich die Türe wieder zischend ins Schloss glitt.
Jessica sah nur wortlos zu. Es gab schon von Anfang an die ganze Zeit einen Machtkampf zwischen den beiden. Maximilian war dabei aber klar im Vorteil. Er hatte die Leitung und das lies er Nektarius auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit spüren.
Schließlich ergriff sie dennoch das Wort: "Sei nicht so hart zu ihm, er tut sein bestes."
"Sein bestes ist eben nicht genug, ich muss hier Ergebnisse abliefern, dafür werden wir alle bezahlt."
brummte Maximilian unwirsch. "Lass uns lieber die Anschlüsse noch Mal durchgehen. Ich will nicht, dass morgen etwas schief geht."


Sicherheitslabor 3, Waylend-Yards der VES/ Forschungseinrichtung, Erdmond
Ereigniszeitpunkt: t-15 tage 11 Stunden 42 Minuten

Das Artefakt lag in der Mitte des Raumes und machte den Eindruck eines riesiges Insekt, dass ihre Klauen gierig in alle Richtungen ausstreckte. Tatsächlich wirkten die Zentimeter dicken Kabeln wie Fühler fremdartiger Wesen. Dutzende Wissenschaftler und Ingeneure standen um das Artefakt herum und gingen noch einmal die Checklisten durch.
Eine der Türen öffnete sich und Maximilian betrat den Raum. "Sind wir endlich so weit?", rief er der Gruppe zu. Einer der Männer hob den Kopf und nickte zustimmend. Hinter einer gepanzerten Glaswand, welche hier erst vor kurzem installiert wurde, stand Jessica und hantierte hektisch an einer Konsole, als Maximilian zu ihr trat.
"Na, wie sieht es aus?" fragte er sie.
"Einen Moment noch." antwortete Jessica, ohne von der Konsole hochzublicken. "Wir können gleich starten."
Schließlich blickte sie von ihrem Monitor hoch und gab dem restlichen Team ein Signal. Sofort packten diese ihre Sachen und verließen die Sicherheitszone.
"Wir können anfangen, Professor." wandte sich Jessica Maximilian zu.
"Sehr gut." brummte der alte Mann zufrieden.
Ein Warnsignal ertönte und alle Anwesenden setzten sich ihre getönten Sicherheitsbrillen auf. Schweigen breitete sich aus, welches nur durch das leise Brummen des Reaktors einige Räume weiter gebrochen wurde.
"Fangen wir an!" wies Maximilian Jessica an. Ihre Finger glitten über ein paar Knöpfe und drehten vorsichtig einen Regler.
Sofort war ein elektrisches Knistern zu hören und die Energieanzeigen schossen in die Höhe.
"Wir sind jetzt bei fünf Prozent der Reaktorleistung", meldete einer der Techniker.
"Fahren sie die Leistung langsam bis auf 40 Prozent hinauf, dann sehen wir weiter." befahl Maximilian.
Jessica nickte und drehte den Regler vorsichtig immer weiter. Das Summen wurde immer lauter, am Objekt selbst rührte sich aber nichts.


Sicherheitslabor 3, Waylend-Yards der VES/ Forschungseinrichtung, Erdmond
Ereigniszeitpunkt: t-15 tage 11 Stunden 14 Minuten

"Bei welcher Leistung sind wir jetzt?" fragte einer der Wissenschaftler.
"Wir fahren weiterhin mit 40 Prozent Leistung, Professor Eisengard." antwortete einer seiner Assistenten.
"Irgendwelche Veränderungen?" brummte Maximilian unzufrieden.
"Nein" bekam er als Antwort, "Das Artefakt weist keinerlei Veränderungen auf."
"Seit 30 Minuten gibt es keinerlei erkennbaren Reaktionen des Objektes. Wir sollten das Experiment abbrechen und die bisherigen Ergebnisse auswerten." meldete sich Eisengard wieder zu Wort.
"Sind Sie verrückt?" unterbrach ihn Maximilian hitzig, "Das ist eine einzigartige Chance! Und ich werde sie mir nicht entgehen lassen!"
"Aber ich bitte sie, Professor." versuchte Jessica beruhigend auf Maximilian einzuwirken, "Vielleicht sollten wir wirklich..."
Plötzlich wurde sie von einem Warnsignal unterbrochen. Das ganze Labor wurde von einem roten Blitzen der Warnanzeigen durchflutet und Hektik brach aus.
"Was zum...." fluchte ein Techniker.
Eisengard lief zu ihm hinüber und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Anscheinend gab es mit der Datenübertragung irgendwelche Probleme, zumindest hämmerte der zuständige Techniker verzweifelt in seine Tastatur.
"Was ist passiert?" rief der Wissenschaftler, um den plötzlich ausgebrochenen Lärm zu übertönen.
"Ich weiß nicht. Der Datenstrom ist plötzlich abgerissen!" kam die verzweifelte Antwort zurück.
"Wie meinen Sie das?" fragte Eisengard verwirrt. "Stimmt etwas mit der Leitung nicht?"
"Nein, die Leitung ist vollkommen in Ordnung." der Techniker sah ratlos auf seinen Monitor. "Anscheinend hat das Ding aufgehört zu senden."

Nur einen Augenblick später stand Nektarius vor dem betroffenen Monitor und gestikulierte heftig mit den anderen Technikern. Schließlich lief Maximilian quer durch das Labor zu ihnen hinüber.
"Nun, was ist schiefgegangen?" schrie er beinahe und sah dabei Nektarius schräg von der Seite an. Dieser wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, als er von Eisengard unterbrochen wurde.
"Nichts. Zumindest vermuten wir das. Wie es aussieht hat das Artefakt einfach aufgehört zu senden."
"Und warum bitte schön?" blaffte Maximilian ihn an.
"Vielleicht war es fertig." meldete sich einer der anderen Wissenschaftler schüchtern zu Wort. Die anderen blickten eine Zeitlang verwirrt auf den jungen Mann.
"Und was jetzt? Läuft der Reaktor überhaupt noch?" fragte Maximilian schließlich.
Nektarius nickte: "Wir sind noch bei 55 Prozent der Reaktorleistung. Das Ding schluckt noch immer unglaubliche Mengen, ohne das..."
In diesem Moment geschah etwas außergewöhnliches. Das Artefakt fing von einem Moment auf den anderen zu vibrieren an. Plötzlich löste sich ein hell leuchtender Funke und breitete sich ringförmig vom Objekt aus. Es wanderte einfach durch das Schutzglas und streifte einen der Techniker. Er schrie vor Panik laut auf, doch dann passierte... nichts.
So plötzlich wie es gekommen war, verschwand die Erscheinung wieder. Sämtliche Techniker und Wissenschaftler verfielen in einen panikartige Geschäftigkeit. Monitore wurden überprüft, Skalen und Messdaten durcheinander gerufen und diverse Messinstrumente wurden ausgepackt und auf das Artefakt gerichtet. Jedoch bewegten sich sämtliche Messergebnisse im normalen Bereich. Wäre die Erscheinung nicht auf den Überwachungsbändern zu sehen, die Betroffenen selbst könnten nicht mit Sicherheit sagen, ob es Wirklichkeit war, oder ob sie es nur geträumt hatten.


Besprechungszimmer 002, Waylend-Yards der VES/ Forschungseinrichtung, Erdmond
Ereigniszeitpunkt: t-15 tage 8 Stunden 45 Minuten

Mittlerweile hatten sich zwei Dutzend der am Projekt beteiligten Wissenschaftler im Besprechungszimmer versammelt. Das Experiment dauerte bereits 17 Stunden und allen Anwesenden war die Müdigkeit anzusehen. Maximilian stand vor einer Projektorwand und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, die wirr in alle Richtungen standen. Die Ereignisse der letzten Stunden entzogen sich jedem Erklärungsversuch und stellten damit ein ernsthaftes Hindernis für das Vorbestehen seines Projektes dar.
"Nun gut, ich bin offen für jegliche Theorien, egal wie abstrus sie sich auch anhören mögen." sagte er schließlich.
Betretenes Schweigen machte sich breit. Niemand der anwesenden Wissenschaftler konnte sich auf das seltsame Phänomen einen Reim machen. Schließlich meldete sich ein junger Akademiker schüchtern zu Wort: "Möglicherweise kann ich eine Lösung anbieten."
Maximilian sah überrascht auf den jungen Mann. Er war ihm schon früher durch unkonventionelle Lösungsvorschläge aufgefallen und so gab er ihm einen Wink fortzufahren.
"Es... es basiert alles auf der Arbeit von Doktor Mendrell über Unregelmäßigkeiten im Raum-Zeit-Gefüge. Laut dieser Theorie ist es durchaus denkbar, dass wir Zeugen einer Raum-Zeit-Verzerrung wurden, oder zumindest seiner optischen Auswirkung."
"Diese Theorie ist mehr als umstritten." wurde der junge Mann von einem anderen Wissenschaftler unterbrochen. "Sie wissen, das Doktor Mendrell bisher noch jeden Beweis für seine Theorie schuldig geblieben ist."
"Vielleicht haben wir gerade den Beweis erbracht." antwortete der Angesprochne trocken.
"Aber...", wollte der andere fortsetzen, als er von Maximilian unterbrochen wurde.
"Nun, das ist zumindest ein Ansatz", bemerkte dieser zufrieden. "Wir werden morgen mit dem Experiment fortfahren, dann können wir ja überprüfen, ob Mendrell tatsächlich recht hatte."
"Ich halte das nicht für klug, Professor." warf Eisengard ein, "Wir haben keine Ahnung, was dieses Phänomen bewirkt. Es könnte..."
"Unsinn!" warf Maximilian barsch in die Runde, "Wenn wir jetzt aufhören, war alles umsonst! Und das werde ich nicht hinnehmen. Oder wollen sie dem Senat erklären, warum wir Milliarden an Steuergeldern verschwendet haben, um dann einfach so ohne Ergebnis abzubrechen?" Eisengard zuckte unter diesen Worten zusammen. Maximilian war noch immer eine Autorität, der man nicht so einfach widersprach.
"Also," setze Maximilian fort, "wir werden den Reaktor acht Stunden lang bei der jetzigen Leistung halten und das Phänomen ausgiebig studieren. Sollte es nicht einen eindeutigen Beweis für seine Gefährlichkeit geben, werden wir den Reaktor weiter hochfahren. Das war's dann, gehen sie jetzt schlafen. Morgen wird wieder ein harter Tag."


Sicherheitslabor 3, Waylend-Yards der VES/ Forschungseinrichtung, Erdmond
Ereigniszeitpunkt: t-15 tage 0 Stunden 1 Minuten

Die ganze Nacht über wurde weiter getestet, um das Phänomen zu untersuchen, aber nach wie vor war man zu keinem Ergebnis gekommen. Das einzige Bemerkenswerte, dass man herausgefunden hatte, war ein Zusammenhang zwischen dem Phänomen und einem kurzen Anstieg des Datentransfers aus dem Artefakt.

Es war gerade Schichtwechsel als Professor Eisengard das Labor betrat. Maximilian stand bereits wieder hinter dem Sicherheitsglas und starrte auf einen Monitor. Eisengard war sich sicher, das der Professor keine vier Stunden geschlafen haben konnte.
"Guten Morgen, Professor." sagte Eisengard, Maximilian blickte aber nicht einmal hoch, sondern nickte zur Begrüßung nur beiläufig mit dem Kopf.
"Da sind Sie ja endlich." bemerkte Maximilan "Wir haben schon auf Sie gewartet."
Jessica stand neben ihm und machte einen unglücklichen Eindruck. Gedankenverloren starrte sie auf das Artefakt und schien die Ankunft von Eisengard gar nicht bemerkt zu haben.
"Jessica!" Maximilian klang bereits ungeduldig. Erst jetzt bemerkte sie, dass er sie schon ein paar Mal gerufen haben musste, bevor sie reagierte.
"Entschuldigen Sie, Professor." murmelte sie und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. "Ich bin heute etwas abgelenkt."
"Reißen sie sich zusammen! Ich will nicht, dass heute etwas schief geht."
"Natürlich!" Jessica atmete tief durch und konzentrierte sich wieder auf die Tabelle in ihrer Hand.
"Also gut." rief Maximilian, "Dann bringen wir es hinter uns. Wir fahren den Reaktor jetzt langsam auf volle Leistung. Ich will, dass alles dokumentiert wird und sei es auch noch so unbedeutend. An die Arbeit!"

Dieses Experiment erwies sich als Härteprobe für den Fusionsreaktor. Für beinahe zehn Tage wurde er bis auf die Grenzen beansprucht und sogar die Notreaktoren der Mondbasis wurden eingeschaltet, um den enormen Energiebedarf zu decken. Als endgültig die volle Leistung erreicht wurde, hatten sich die gelegentlichen Entladungen mittlerweile zu einem wahren Feuerwerk entwickelt. Das Artefakt war in einen ständigen bläulichen Schein gehüllt und brummte wie einer der altmodischen Verbrennungsmotoren. Obwohl man alle möglichen Sensoren und Messgeräte benutze die zur Verfügung standen, war man dem Geheimnis, welches das Artefakt umgab um keinen Schritt näher gekommen. Frustriert setzte Professor Maximilian eine abschließende Besprechung an, um ein letztes Mal die Ereignisse durchzusprechen, bevor er einen Endbericht an den Senat schicken wollte.


Besprechungszimmer 002 3, Waylend-Yards der VES/ Forschungseinrichtung, Erdmond
Ereigniszeitpunkt: t-4 tage 8 Stunden 51 Minuten

Nektarius hatte sich gerade eine frische Tasse Kaffe geholt, als Professor Eisengard den Besprechungsraum betrat.
"Guten Morgen, Professor." grüßte der junge Datentechniker.
"Morgen? Ich dachte es wäre später Nachmittag..." brummte Eisengard verwundert.
"Ehrlich gesagt, dass weiß ich selbst nicht so genau." meinte Nektarius mit einem übermüdeten Lächeln.
"Na, wie auch immer. Ich bin froh, wenn hier endlich wieder ein normaler Betrieb einkehrt." sagte Eisengard, während auch er sich eine Tasse schwarzen Kaffe eingoss. "Ach, übrigens: Wo ist den die reizende, junge Assistentin vom Professor geblieben?"
"Hmm, Jessica?" Nektarius nippte vorsichtig an seiner Tasse, "Sie ist bereits vor ein paar Stunden Richtung Mars aufgebrochen, um ihr Doktorat zu verteidigen. Der Professor war der Meinung, dass ihre Anwesenheit hier wohl nicht mehr erforderlich wäre."
"Schade das sie bis zum Ende der Experimente nicht mehr bleiben konnte." meinte Eisengard noch, als sich die Türe öffnete und Maximilian den Raum betrat. Er sah eindeutig enttäuscht, beinahe wütend aus.
"Setzen sie sich, meine Herren!" sagte er ohne ein Wort der Begrüßung. Er selbst lies sich auf seinen Sessel fallen und knallte die Unterlagen auf den Tisch. Wortlos gingen auch anderen an ihre Plätze und setzen sich.
"Nun denn!" Maximilian atmete noch einmal durch. "Was wissen wir jetzt über das zu untersuchende Objekt?"
"Ehrlich gesagt, nichts das wir nicht auch vorher schon wussten." begann Eisengard, "Es ist außerirdisch, seine Herkunft liegt im Dunklen und wir haben keine Ahnung was es bezwecken soll."
"Jahre der Vorbereitung und Milliarden an Steuergeldern und wir sind keinen Schritt weiter gekommen..." murmelte Maximilian. Auf einmal wirkte er um Jahre gealtert und sank kraftlos in seinen Sessel.
"Ich bitte Sie, Professor!" meldete sich Eisengard zu Wort, "Niemand erwartete von Ihnen, dass sie das Geheimnis in der kurzen Zeit lüften. Ohne Sie hätten wir nicht einmal die Daten!"
"Das stimmt." bestätigte Nektarius, "Wir haben innerhalb der letzten Tage unglaubliche Mengen an Datenmaterial gesammelt. Es ist allerdings einfältig anzunehmen, dass man so einen fremdartigen Code innerhalb der kurzen Zeit entschlüsseln kann. Vorausgesetzt, es gibt in den Daten überhaupt ein nachvollziehbares Muster".
Professor Maximilian blickte wortlos in die Runde, bis Eisengard wieder zu reden anfing: "Wie wollen wir weiter vorgehen, Professor?"
Maximilian setzte sich auf und blickte eine Zeit nachdenklich vor sich hin. Schließlich sagte er: "Lassen wir den Reaktor noch ein paar Tage weiterlaufen. Vielleicht ist es sinnlos, aber schaden wird es uns auch nicht. Nun, Dr. Gota, ich nehme an Sie fliegen bald zur Jupiterstation."
Nektarius nickte: "In vier Tagen fliegt mein Schiff. Natürlich werde ich sie über meine Fortschritte informieren!"
"Natürlich." brummte Maximilian. Irgendwie fühlte er sich vom Schicksal betrogen. Sollte es Nektarius gelingen, die Daten zu entschlüsseln, dann würde der Ruhm ganz allein dem jungen Datentechniker gehören. Seine eigenen Leistungen würden nur zu einer Randnote in der Geschichte werden. Ein frustrierender Gedanke.


Weltraumüberwachung Epsilon 1, Mayfield / Militärbasis der VES, Erdmond
Ereigniszeitpunkt: t-0 tage 1 Stunden 34 Minuten

"Passagierschiff Van Helsin erbittet Starterlaubnis zur Eingliederung in den Flugkorridor zur Jupiterstation."
Martin Ebner saß gelangweilt in seinem Sessel. Eigentlich war er überflüssig, das automatische Kontrollsystem könnte tatsächlich allein arbeiten, allerdings war die Anwesenheit eines menschlichen Technikers vorgeschrieben. So sah er zu, wie sich die Computer des Raumschiffes und der Weltraumüberwachung miteinander unterhielten.

Übermüdet blickte er auf die Monitore und beschloss sich eine neue Tasse Kaffee zu holen. Leider war er im Laufe der Zeit gegen das Zeug immun geworden, zumindest half es ihm kaum wach zu bleiben. Als er vom Kaffeeautomaten zurückkehrte, sah er wie eine Warnleuchte hektisch blinkte. Mit stoischer Ruhe setzte er sich wieder und sah sich das Problem genauer an. Wahrscheinlich gab es wieder ein Problem mit den Sensoren, seit die Forschungsbasis den neuen Reaktor hatte, muckten diese Mistdinger immer öfter auf.
Plötzlich stutze der Mann und griff zu seinem Funkgerät: "Hallo, John."
"Hi." meldete sich eine müde Stimme, "Was gibt's?"
"Ich hab da ein paar komische Sensorwerte. Kannst Du die dir mal anschauen?"
"Moment" Ein kurzes Rascheln war zu hören, dann ein erstauntes murmeln. "Sehr seltsam."
"Hab ich mir auch gedacht, John." antwortete Martin, "Für was hältst Du das?"
"Nun ja" meldet sich John nach einer Weile "die Sensoren messen irgendein Energiefeld. Kann aber auch eine Fehler im System sein."
"Ich melde das lieber." brummte Martin, "Sollen sich andere darum kümmern!"


Brücke der VES Carmen, Korvette der Erdstreitkräfte, Orbit um Erdmond
Ereigniszeitpunkt: t 0 Tage 1 Stunden 3 Minuten

"Eine Meldung von der Weltraumüberwachung, Captain.", der Kommunikationsoffizier drehte sich zu Captain Meisner um, "Die Sensoren haben eine Anomalie entdeckt. Wir sollen das überprüfen."
Captain Meisner saß in seinem Sessel und verschränkte die Arme: "Schon wieder? Na, dann bringen Sie uns mal hin."
"Ay, Sir" antwortete der Steuermann.

"Wir sind jetzt in Scannerreichweite, Sir" meldete sich der Steuermann nach einer Weile.
"Irgendetwas besonderes?" brummte der Captain gelangweilt. In letzter Zeit häuften sich die Berichte über seltsame Erscheinungen im Weltall, die sich aber genauso schnell wieder auflösten wie sie gekommen waren. Es gab Gerüchte, dass man auf der Forschungsstation mit einer neuen Antriebstechnik experimentierte und Meisner wäre nicht überrascht, wenn da ein Zusammenhang bestünde.
"Die Scanner haben nichts auffälliges entdeckt." antwortete schließlich ein Offizier. "Wahrscheinlich... Moment!"
Captain Meisner blickte fragend in die Richtung des Offiziers und sah zu, wie dieser auf seiner Konsole hantierte.
"Was ist los?" fragte er ungeduldig.
"Ich weiß nicht, Sir!" kam die Antwort, "Die Sensoren liefern seltsame Werte... es sieht aus wie eine Anomalie im Subraum."
"Wie bitte?" Captain Meisner sah den Offizier skeptisch an.
"Nun ja, es klingt seltsam, aber... oh..."
"Was ist denn nun schon wieder? Verdammt, lassen Sie sich nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!" rief Meisner ungeduldig aus.
"Entschuldigen Sie, Sir" murmelte der Offizier, "Ich lege es auf den Hauptbildschirm!"

Der große Monitor flackerte kurz und zeigte anschließend den Weltraum. Im Hintergrund konnte man den Mars als einen kleinen roten Punkt erkennen. Captain Meisner konnte zuerst nichts bemerkenswertes feststellen, bis plötzlich der rote Planet zu wackeln anfing. Es sah aus, als hätte man einen Stein in tiefschwarzes Wasser geworfen und die Reflektionen des Sternenhimmels tanzten nun auf den Wellen.
"Meine Güte!" rief der erste Offizier erstaunt aus.
Von einem Moment auf den anderen schwappten die Wellen zurück und ein Riss entstand. Gleißend helles Licht drang aus dem Spalt und blendete für kurze Zeit die Sensoren. Nach wenigen Sekunden wurde das Bild auf dem Monitor wieder scharf und ein Schatten war in dem Spalt zu erkennen.
"Sofort abdrehen!" brüllte der Captain und der Steuermann versuchte das Schiff herumzureißen und auf Fahrt zu bringen. Langsam wandte sich das Schiff vom Spalt ab und die Triebwerke glühten auf. Im nächsten Moment drang aus dem Spalt ein Energiestrahl, das Schiff wurde getroffen und ein klaffendes Loch war an der Einschlagstelle zu sehen. Für ein paar Sekunden glitt die VES Carmen noch weiter, bis es in einem Feuerball aufging und restlos zerstört wurde.

Sekunden später ergossen sich mehrere kleine Objekte aus dem Spalt in den Weltraum und nahmen Kurs auf die Erde. Die Weltraumüberwachung traute zuerst ihren Augen nicht, gab dann aber den Befehl zum sofortigen Start der Abfangjäger.

Wenige Minuten später saß Sergeant Peter Melow in seinem Jäger und initialisierte die Startsequenz. Er aktivierte die Triebwerke und wurde von der enormen Beschleunigung in den Sitz gepresst. Beinahe senkrecht wurde er aus einem Schacht geschossen und gliederte sich in die bereits bestehende Formation seiner Kameraden ein.
"Ok, so sieht die Sache aus. Irgendetwas oder irgendjemand ist direkt vor unserer Nase aufgetaucht und hat eines unsere Schiffe zerstört." meldete sich sein Staffelführer über Funk, "Wir haben Feuererlaubnis, also zuerst schießen, dann die Fragen stellen!"
Mit diesen Worten aktivierte das Geschwader die Nachbrenner und ging auf Abfangkurs zur gegnerischen Flotte.

"Aktiviert eure Waffensysteme! Der Gegner ist gleich in Reichweite" befahl der Geschwaderführer mit gewohnt ruhiger Stimme. Sgt. Melow leitete Energie auf seine Primärwaffen und versuchte sich zu konzentrieren. Mittlerweile waren weitere 40 Jäger zu ihnen gestoßen und hatten sich in eine Angriffsformation begeben. In zehn Sekunden würden die Angreifer in Reichweite ihrer Waffen kommen.
Plötzlich flammte ein gleißender Lichtschein auf Melows rechter Seite auf.
"Scheiße, Rill hat's erwischt." zischte eine Stimme in seinem Funkkanal.
"Formation beibehalten!" kam die Stimme des Geschwaderführers hinterher. "Nur noch einen Moment..."
Erneut blitzte bei einem gegnerischen Schiff etwas auf und etwas weißes zischte nur knapp an Melows Jäger vorbei. Im selben Augenblick hatten man endlich die Waffenreichweite erreicht und man bekam Feuererlaubnis.
Melow visierte mit Hilfe des Computers ein Ziel an und drückte den Feuerknopf. Beinahe gleichzeitig blitzten bei den Schiffen die Laserkanonen auf und vier kleinere Schiffe des Gegners zerbarsten augenblicklich.
"Formation auflösen!" rief der Befehlshaber. Melow und sein Flügelmann brachen nach rechts aus und konnten so gerade noch rechtzeitig den seltsamen Geschossen ausweichen. Leider hatten ein paar andere Piloten nicht so viel Glück.
"Verdammt, was sind das nur für Waffen." hörte Melow die nervöse Stimme seines Flügelmanns.
"Ruhig Blut bewahren!" antwortete er. Er flog eine weite Schleife, um wieder zurück zur Flotte zu kommen, lies den Computer das nächste Ziel anvisieren und schoss erneut.
"Mist" fluchte der junge Pilot angespannt. "Wir müssen näher ran!"
Mit diesen Worten zündete er den Nachbrenner und katapultierte sich so direkt ins Kampfgeschehen. Blitzschnell hängte er sich an eines der fremdartigen Schiffe und versuchte sich in eine gute Schussposition zu bringen.. Sein Gegner brach hart nach links aus und Melow hatte Probleme ihm zu folgen. Die enorme Fliehkraft zerrte an seinem Körper, aber es gelang ihm dennoch eine günstige Position einzunehmen. Seine Mündungsrohre spieen eine Ladung nach der anderen aus und zerfetzen das Ziel. Melow hatte Mühe den Trümmern auszuweichen als er plötzlich eine Stimme in seinem Kopfhörer hörte: "Pass auf, Melow! Da sitzt Dir einer im Nacken!"
Er versuchte sich umzudrehen, um den Gegner auszumachen, als ein weißes Projektil haarscharf an seiner Pilotenkanzel vorbeischoss. Er riss den Steuerknüppel herum und versuchte den Feindjäger abzuschütteln, allerdings schien der andere Pilot jeden seiner Schritte im Voraus zu ahnen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er den tödlichen Schuss abgeben würde.
"Ich hab ihn!" brüllte Melows Flügelmann und im selben Moment explodierte der Jäger hinter ihn. Melow atmete noch einmal durch und versuchte sich zu orientieren. Anscheinend hatte man den Angreifer empfindliche Verluste zugefügt, zumindest versuchte er sich zu diesem Riss, aus dem sie gekommen waren, zurückzuziehen.
"Verfolgung aufnehmen!" kam der Befehl des Geschwaderführers und Melow gab erneut Energie auf die Nachbrenner. Er konnte sich täuschen, aber es kam ihm vor, als ob der Riss größer geworden war. Als die Angreifer das Phänomen erreicht hatten, flogen sie nicht etwa hindurch sondern rasten weiter und drehten in einigem Abstand dahinter um.
Melow konnte sich zuerst nicht vorstellen was sie vor hatten und nahm direkten Kurs auf den Riss. Als er nur wenige Kilometer davon entfernt war, bemerkte er in den wirbelnden Lichtern einen eigenartigen Schatten.
"Oh Scheiße!" brüllte er und versucht den Knüppel herumzureisen. In diesem Augenblick passierte ein riesiges Schiff den Spalt und tauchte direkt vor Melows Jäger auf. Peter gab sämtliche Energie auf die Triebwerke, dennoch schien sich sein Kurs nur gerade lächerlich langsam zu verändern. Das fremdartige Schiff füllte mittlerweile das gesamte Cockpitfenster aus. Nur wenige Meter über der Oberfläche gelang es Melow einen Zusammenstoß zu verhindern, aber gerade als er glaubte es geschafft zu haben, tauchte wie aus dem Nichts ein Turm vor ihm auf. Ohne die geringste Chance auszuweichen, streifte er mit einem Seitenflügel daran. Als wäre er auf Papier, riss dieser ab und das Schiff begann sofort unkontrollierbar zu trudeln. Für ein paar Sekunden schlingerte das Schiff hin und her, bevor es auf der Oberfläche des feindlichen Raumkreuzers prallte, und in drei Teile zerbrach. Der Computer aktivierte nur wenige Augenblicke zuvor den Absprengmechanismus der Pilotenkanzel und Melow konnte unter sich die Überreste seines Schiffes auf der Oberfläche in mehreren kurz aufeinander folgenden Explosionen aufschlagen sehen. Die Schubtriebwerke der Kapsel versuchten den durch die Gravitationskräfte der Bewusstlosigkeit nahe stehenden Piloten von der Absturzstelle weg zu manövrieren und nur knapp konnte eine Kollision mit dem gewaltigen Kreuzer vermieden werden. Sekunden später war der Treibstoff jedoch aufgebraucht und die Kapsel trieb mit dem besinnungslosen Piloten steuerlos im Weltall davon.


Eine wahre Flut an fremdartigen Schiffen ergoss sich in den Weltraum und nahm ohne Umschweife sofort Kurs auf den Mond. Die verbleibenden Erdschiffe wussten gar nicht wie ihnen geschah und binnen Minuten herrschte absolutes Chaos in ihren Reihen
"Hier Flottenadmiral Hamilton! Alles hört auf mein Kommando!" drang die kräftige Stimme des Admirals durch den Äther, "Wir müssen sofort eine Verteidigungslinie bilden die Angreifer dürfen den Mond auf keinen Fall erreichen!"
Tatsächlich gelang es den herbeieilenden Schiffen noch einmal eine wirksame Formation zu bilden.
"Feuer nach eigenem ermessen erwidern." befahl der Flottenadmiral, Sekunden später schien der Nachthimmel über dem Mond zu explodieren. Mit einer unglaublichen Wucht prallten die gewaltigen Flotten aufeinander und ein letzter, verzweifelter Kampf entbrannte.


Sicherheitslabor 3, Waylend-Yards der VES/ Forschungseinrichtung, Erdmond
Ereigniszeitpunkt: t-0 tage 0 Stunden 24 Minuten

Der Reaktor lief nun schon 15 Tage ohne Unterbrechung auf voller Leistung und noch immer schluckte das Artefakt Unmengen an Energie. Scheinbar endlose Datenmengen strömten auf dem Objekt und wurden aufgezeichnet. Ihr Zweck war nach wie vor unklar.

Plötzlich erschütterte eine Explosion das Labor und das Licht flackerte kurz.
"Was ist den nun schon wieder los?" rief ein Techniker aus.
"Verdammt!" fluchte ein Wissenschaftler und hantierte wie wild mit seiner Tastatur. "Die Verbindung zur Jupiterstation ist unterbrochen!"
"WAS??" Maximilian war von seinem Sessel aufgesprungen und lief zu dem jungen Mann.
"Sie ist einfach weg." der Wissenschaftler zuckte mit den Schultern, "Vielleicht ist etwas mit der Sendeanlage, möglicherweise durch die Explosion verursacht..."
"Verdammt, finden sie raus was...", in diesem Moment wurde Professor Maximilian durch das Schrillen der Alarmsirenen unterbrochen, "Was zum..."
Weitere Explosionen waren zu hören und ließen den Boden erzittern, einige der Anwesenden verloren den Halt und stürzten. Auf einmal hallten Schüsse durch die Korridore und wütende Schreie ertönten. In diesem Moment wurde die Türe aufgerissen und ein halbes Dutzend Marines stürmten rückwärts in den Raum.
"Verdammt, es sind zu viele!" brüllte einer und schoss in den Korridor aus dem er kam. Ein wütender, schriller Schrei ertönte und etwas fiel zu Boden. Im nächstem Moment raste etwas helles in den Raum, traf einen der Marines in der Brust, schleuderte ihn nach Hinten und ließ ihn eine lange Blutspur ziehen während sein Körper einige Meter über den Boden schleifte. Sekunden später ergoss sich eine Flut der sonderbaren Geschosse in den Raum und tötete einen weitern Marine. Die restlichen Soldaten sprangen verzweifelt zur Seite und versuchten sich Deckung zu verschaffen.
"Alle sofort auf den Boden!" rief einer von ihnen zu den verschreckten Wissenschaftlern.

In diesem Moment stürmte eine schreckliche Kreatur in den Raum. Es war über zwei Meter groß und obwohl beinahe der gesamte Körper von einer metallischen Rüstung umhüllt war, konnte man an manchen Stellen seine gräuliche mit Narben übersäte Haut sehen. Es brüllte wütend auf und schwang seine seltsam aussehende Waffe, worauf es sofort von den Marines niedergeschossen wurde.

Röchelnd fiel der Alien zu Boden, er blutete heftig aus mehreren Wunden. Dennoch versuchte er seine Waffe zu heben. Einer der Marines stieß einen triumphierenden Schrei aus, verlies kurz seine Deckung, um dem Verwundeten den Rest zu geben. Er schoss ein ganzes Magazin in den Körper und betätigte sogar noch den Abzug, als nur mehr ein metallisches Klicken zu hören war. Diese Aktion bezahlte er mit seinem Leben, als ein weiterer Alien in den Raum stürzte und den unglücklichen Mann mit einer langen Klinge regelrecht aufspießte. Er rammte ihm die Schneide bis zum Griff in die Brust, hob ihn daran hoch und benutze ihn als lebendiges Schutzschild, während er hinter einer Kiste in Deckung ging. Ein Techniker verlor bei diesen Anblick die Beherrschung und lief schreiend auf die gegenüberliegende Tür zu, doch bereits nach wenigen Schritten hatte ihn der Alien mit seiner Energiewaffe unter Beschuss genommen und sein lebloser Körper prallte gegen die geschlossene Tür.
"Volle Deckung!" brüllte plötzlich einer der Marines und warf eine Handgranate hinter die Kiste, wo sich der Alien verschanzt hatte. Die Granate flog dem Wesen genau vor seine Füße. Geistesgegenwärtig sprang der Fremde in einem hohen Bogen hinter der Kiste hervor und versuchte zurück in den Gang zu gelangen aus der er gekommen war. Noch während er sich in der Luft befand detonierte die Granate. Sein von Splittern durchsiebter Körper klatschte gegen die Wand und fiel wie ein nasser Sack regungslos auf den Boden. Für einen Moment kehrte Stille ein, bis eine Seitentür hinter den Marines aufgestoßen wurde und ein Soldat im hohen Bogen hereinflog. Ein klaffendes Loch in seiner Brust qualmte und ein Ausdruck von Entsetzen war ihn seinem regungslosen Gesicht zu erkennen.
Die verbleibenden Soldaten im Raum versuchten ihre Position zu ändern, wurden aber von den Energieprojektilen niedergestreckt, bevor sie auch nur einen weiteren Schuss abgeben konnten.
Ein kleiner Trupp der Aliens tastete sich vorsichtig, aber zielsicher zügig in den Raum. Sie untersuchten jeden Soldaten, ob er wirklich keine Gefahr mehr darstellte und durchkämmten sorgfältig den ganzen Raum. Seltsamerweise schienen sie die Wissenschaftler dabei zu ignorieren, sie stellten keine Gefahr für sie dar und waren deshalb uninteressant. Professor Maximilian versuchte zitternd, vorsichtig und ängstlich den Kopf zu heben, um einen besseren Überblick über das Labor zu verschaffen. Mittlerweile waren ein Dutzend Aliens im Raum versammelt und hatten sich um das Artefakt gestellt.
Als einer von ihnen versuchte die Starkstromkabel einfach abzureißen, wurde er von der enormen Spannung mit einem lauten Knall meterhoch durch die Luft geschleudert. Ein ekelerregender Geruch nach verbranntem Fleisch breitete sich im ganzen Labor aus. Von den Aliens war nur ein unwilliges Grunzen zu hören, anscheinend machte ihnen der Tod eines ihrer Kameraden nicht viel aus. Allerdings hatten sie aus seinem Fehler gelernt und schossen die Kabel mit ihren Waffen einfach ab. Schließlich packten sie das tonnenschwere Artefakt und trugen es aus dem Labor.

Innerhalb weniger Minuten war der Spuk vorbei und die Eindringlinge verschwanden so schnell wie sie gekommen waren. Professor Maximilian versuchte zitternd aufzustehen. Er war sich nicht sicher, ob die Angreifer vielleicht nicht doch zurückkommen würden um ihre Arbeit zu beenden. Fassungslos betrachtete er die Zerstörung und die Leichen der Menschen. Interessanterweise entdeckte er keinen toten Alien, nur ihr dickflüssiges Blut war noch am Boden zu erkennen. Anscheinend hatten die Angreifer ihre gefallenen Soldaten wieder mitgenommen.
"Oh mein Gott!" murmelte der Professor, "Warum das alles?"
"Die wollten das Artefakt." murmelte einer der Wissenschaftler zurück, "Sie wollten es unbedingt haben."
Maximilian sah ihn nur wortlos an und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Plötzlich begann der Boden zu vibrieren, zuerst nur ganz sacht, dann aber immer stärker bis die Männer mühe hatten sich auf den Beinen zu halten.
"Oh mein Gott" Maximilian sah entgeistert zu dem anderen Wissenschaftler, "der Reaktor!"


Minuten später hatte der Reaktor seine Belastungsgrenze erreicht und ging in einen gigantischen Feuerball auf. Tausende Tonnen an Gestein wurden in das All geschleudert und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Die fremden Landungsschiffe waren in der Zwischenzeit bereits wieder gestartet und suchten Schutz bei den größeren Schlachtschiffen, welche die letzten Überreste der Vereinten Erdstreitkräfte vernichteten. Die gewaltigen Mondbrocken zerstörten auf ihrem Weg alles, was ihnen in die Quere kam. Egal ob menschlich oder nicht, alles was zu langsam war oder nicht rechtzeitig ausweichen konnte, wurde von den Geschossen aus Stein zermalmt.
Als die fremde Flotte die Überreste des eigenen Expeditionsteams eingesammelt hatte, machte sie kehrt und verschwand in dem Spalt genauso schnell wie sie gekommen war. Der Spalt selbst schloss sich, als das letzte Schiff hindurchgeflogen war.
Erst Tage später lichteten sich die gröbsten Staubnebel und ein schauriges Bild vom Mond enthüllte sich. Dort wo einst tief unter der Oberfläche die verborgene Basis lag, war nur noch ein gewaltiger Krater zu sehen, aus dem noch immer ein chemisches Feuer schlug und den Krater in ein rötliches Licht tauchte. Die gewaltigen Brocken hatten sich zusammen mit den Trümmern der beiden Flotten auf ihren unheilvollen Weg ins All gemacht und rasten unaufhaltsam davon.



Nachtrag

Kommentar von Prof. Dr. Nektarius Gota.

Ich war keinesfalls gegen die Experimente, dass will ich hier einmal klarstellen! Vielmehr störte mich die Geschwindigkeit mit dem Professor Maximilan Braun das Ganze vorantrieb. Zum Schluss verzichtete er sogar auf die einfachsten Sicherheitsmaßnahmen, nur damit keine Verzögerungen auftraten. Ich machte ihn darauf aufmerksam und er fasste dies als persönlichen Angriff auf seine Integrität als Wissenschaftler auf. Damals hatte er mich vor der halben Belegschaft beschimpft und meine eigenen Fähigkeiten in Frage gestellt!

Nun wie auch immer, der Erfolg schien ihm zuerst Recht zu geben. Wir machten Fortschritte, auch wenn wir im Laufe der Zeit ins Stocken kamen. Erst nach mehreren Tagen ohne weitere Ergebnisse lies sich der Professor dazu überreden das Experiment zu beenden.
Ich selbst entschloss mich auf die Jupiterstation zu fliegen, um dort die gewonnenen Daten studieren zu können. Mein Schiff war die Van Helsin, daran erinnere ich mich ganz genau, das letzte Schiff, welches die Mondbasis verlassen hatte, bevor der Angriff erfolgte.
Als ich von der Katastrophe erfuhr, konnte ich es im ersten Moment nicht glauben. Es war doch alles in Ordnung, als ich die Basis verlies, keinerlei Anzeichen die auf einen bevorstehenden Angriff gedeutet hätten, nichts! Erst als ich die Überreste der Mondbasis mit meinen eigenen Augen sah, begriff ich, dass ich nur knapp dem Tod entronnen war.


Politisch ging alles drunter und drüber. Der Erdsenat konnte vor dem verheerendem Bombardement durch die Mondtrümmer noch evakuiert werden und versuchte auf dem Mars einen neue funktionsfähige Regierung zu bilden. Es verging beinahe ein Jahr bis sich die Verhältnisse soweit geordnet hatten, dass wieder an die Entschlüsselung der Daten gedacht werden konnte.
Wir hatten es schlussendlich geschafft ein Übersetzungsprogramm zu entwickeln und der Computer begann endlich sinnvollere Zahlen auszuwerfen.
Erst geschlagene zehn Jahre später haben wir erkannt, welchen Schatz wir einst dank Professor Maximilian Braun erhielten. Die unerklärlichen Phänomene waren tatsächlich Verzerrungen im Raum-Zeit-Gefüge. Die Frage ist nur, wie solch ein kleines Gerät so etwas bewirken kann. An sich ist so etwas ausgeschlossen. Aber so wie es aussieht werden wir so schnell keine Möglichkeit bekommen, dieses Gerät erneut studieren zu können.
Die Daten, welche wir erhielten, waren zwar wirr und selbst nach der Dekodierung konnten wir mit den Zahlenkolumnen nichts anfangen, bis wir erkannt haben, dass es sich hierbei um eine Art Code handeln muss. Wir entwickelten die fantastischsten Theorien, welche uns jedoch jedes Mal in eine Sackgasse führten.
Eines Tages beschäftigte sich mein Team mit diversen Subraumtheorien und dort wurden wir fündig. Die Zahlen und die Theorie, sie sprachen die gleiche Sprache! Aber selbst zu diesem Zeitpunkt wussten wir nicht, was es damit auf sich hat und dass die Ergebnisse eines Tages unsere kühnsten Träume übertreffen würden.
Wir haben fast zwei Jahre damit zugebracht die Daten so anzuordnen, dass es Sinn ergab und konnten erst dann erste Schlüsse in die korrekte Richtung ziehen.
Es stellte sich heraus, dass es sich bei den Daten um Frequenzangaben handelte, so unglaublich präzise, dass wir sie erst gar nicht nachstellen konnten. Diese Frequenzen waren Schlüssel zu Faltungen im Raum-Zeit-Gefüge, deren Außenhülle in der exakten Frequenz schwang, wie die Frequenz es vorgab.

Nach monatelanger Feinarbeit an einem Krümmungsantrieb, gelang es uns schließlich, das Verzerrungsfeld exakt einer der angegebenen Frequenzen anzupassen. Wir bastelten uns sogar ein Ein-Mann-Schiff. Im Prinzip war es der Krümmungsantrieb und der dazugehörende Reaktor, dem man noch einen Pilotenkanzel umgebunden hatte. Das ganze sah eher wie das Werk eines avantgardistischen Künstlers aus, als nach einem wissenschaftlichen Experiment. Sie müssen verstehen, dass wir damals kaum Mittel zur Verfügung gestellt bekamen, wir mussten alles mühsam zusammenschnorren oder sogar aus eigener Tasche bezahlen. Ob sie es glauben oder nicht, es fand sich sogar ein Pilot der bereit war mit diesem Ding zu fliegen. Er war noch jung und ziemlich aufgedreht, durchgedreht möchte ich beinahe sagen, aber er hatte die nötigen Kenntnisse, außerdem war er der einzige Bewerber... Ich glaube sein Name war Peter Marlo, oder Merlo, ganz sicher bin ich mir da allerdings nicht mehr. Wie auch immer, wir waren alle ziemlich aufgeregt, als er mit unserem "Feuerstuhl" das Dock verlies und sich auf Startposition begab.

Als er den Krümmungsantrieb aktivierte, passierte in den ersten Sekunden nichts, bis das Schiff plötzlich von einer bläulichen Energiewelle eingehüllt wurde und vor unseren Augen verschwand. Sie können sich unsere Aufregung vorstellen, auch wenn wir noch nicht wussten, ob wir uns freuen oder besser heulen sollten. Minutenlang rätselten wir um den Verbleib des Schiffes bis es von einem Augenblick auf den anderen wieder vor uns auftauchte. Der Pilot war total überdreht und lies sich nur schwer von uns beruhigen. Erst als wir die Sensorenaufzeichnungen auswerteten, verstanden wir seine Euphorie.
Die Bilder zeigten das Innere einer riesigen Blase, einer Kugel von perfekter Form. Ihre Oberfläche schien sich ständig zu bewegen und ineinander zu fließen. Sie schimmerte dabei in einem trüben Licht und tauchte die gesamte Blase in einen bläulichen Schein.
Das Interesse an diesen Blasen war groß und rasch wurde für dieses Phänomen ein Codename gefunden: Venad. Wir haben lange die Daten ausgewertet und uns damit befasst. Fast täglich machten wir neue, atemberaubende Entdeckungen.
Dieses Projekt hat leider nicht nur uns den Atem geraubt. Der verbliebene Rest der Regierung hat hier eine Möglichkeit gesehen eine neue Gesellschaft aufbauen zu können und sich dort in Sicherheit zu bringen. An sich hat nichts dagegen gesprochen und als wir unsere Unbedenklichkeit dazu abgaben ist eine regelrechte Aufbruchstimmung losgebrochen, aber es kam alles anders als erwartet.


Kommentar von Dr. Jessica Kaws

Mein Gott, als ich diese Zeilen gelesen habe, kam es mir so vor, als wäre alles genau so passiert. Eigentlich unglaublich, dass alles auf Grund von Überwachungsbändern, Protokollen und private Notizen rekonstruiert wurde.
Jedes Mal wenn ich an die Ereignisse denke, bekomme ich eine Gänsehaut, sogar heute noch. Wenn ich nicht wegen meiner Doktorenarbeit auf den Mars zurückkehren hätte müssen, ich wäre auf der Forschungsbasis gestorben, wie all die anderen. Niemand hat am Anfang der Experimente auch nur im Traum daran gedacht, was für katastrophale Konsequenzen das haben könnte. Wir waren alle begeistert dieses Stück außerirdische Technologie studieren zu dürfen, auch wenn wir nicht die geringste Ahnung gehabt hatten, was es sein könnte. Am Anfang hatte es sich jeden Versuch widersetzt, wir haben es geröntgt, Strahlung ausgesetzt, seine magnetischen Eigenschaften untersucht, aber alles ohne Erfolg. Wir kamen keinen Schritt weiter, bis Professor Maximilian eines Nachts diesen Geistesblitz hatte. Er warf mich damals einfach aus dem Bett und schleifte mich ins Labor. Ich war damals äußerst wütend, dass er mich einfach um meinen Schlaf gebracht hatte. Und noch dazu für so ein sinnloses Unterfangen, ich meine, er wollte ein Starkstromkabel direkt am Artefakt befestigen. Einfach so!
Heute glaube ich zwar, dass er damals bereits eine Theorie aufgestellt hatte, aber um was es sich dabei handelte habe ich nie erfahren. Wie auch immer, es funktionierte. Das Ding reagierte. In dieser Nacht hatten wir mehr über das Artefakt herausgefunden als in den zwei Monaten zuvor. Der nächste Schritt war der Reaktor, den der Professor eigens vom Mars hat einfliegen lassen. Damals hatte ich die meiste Zeit damit verbracht, die Schnittstellen zu montieren. Ich glaube, damals hatte ich kaum vier Stunden Schlaf pro Nacht gehabt.
Wir waren ziemlich aufgeregt als wir das Artefakt unter Strom setzten und als es plötzlich begann die Impulse auszusenden. Der Professor war übermütig wie ein Schuljunge. Als wir aber in den darauf folgenden Tagen keine weiteren Fortschritte mehr erzielten, wurde er immer launischer und brach immer wieder einen Streit vom Zaun, bevorzugt mit Nektarius. Nektarius war eigentlich von Anfang an gegen das Experiment, soweit ich mich erinnere und bot so ein perfektes Ziel.
Die schrecklichen Auswirkungen des Alienangriffs konnten wir vom Mars aus gut verfolgen, hatten allerdings keine Möglichkeit zu helfen, es war ein schreckliches Gefühl.
Gewaltige Mondbrocken rasten auf die Erde zu und gaben der Bevölkerung nur wenige Tage Vorwarnzeit. Während der kommenden Tage stürzten gewaltige Mondbocken auf die Erde und legten wie ein gewaltiger Bombenteppich alles in Schutt und Asche. Ein beachtlicher Teil der Bevölkerung konnte zwar trotz der katastrophalen Lage evakuiert werden, jedoch waren selbst diese Millionen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Der größte Teil der Bevölkerung musste auf der Erde bleiben und suchte Schutz in unterirdischen Bunkern. Die freigesetzte Strahlung und der aufgewirbelte Staub verhindert nach wie vor jegliche vernünftige Kommunikation mit den Überlebenden.
Viele sprachen Themen, wie Rettungsteams an. Die Frage, die sich hierbei stellte war jedoch: woher? Der Mars hatte genug Schwierigkeiten damit die ganzen Flüchtlinge irgendwo unterzubringen und zu versorgen. Sämtliche Außenposten und Raumstationen waren bis an den Rand gefüllt. Entfernte Kolonien wurden unverzüglich angesteuert, jedoch stecken diese noch in Kinderschuhen und waren eigentlich selbst auf Lieferungen von der Erde angewiesen. Zahlreiche Außenposten mussten so aufgegeben werden oder wurden ihrem eigenen Schicksal überlassen, da sämtliche Ressourcen in unserem eigenen Sonnensystem gebraucht wurden.
Splittergruppen trauten sich ihre Gesinnung ans Tageslicht zu tragen ohne Arreste zu fürchten. Die Menschheit stand am Rande der Existenz.
Der Durchbruch auf der Jupiterstation war wie ein Segen und es war sehr verwunderlich das deren Mittel nicht komplett gestrichen wurden. Es lag aber wohl eher daran, dass die dort untergebrachten Gerätschaften in solch einer Lage eher unwichtig waren, um diese umzuverteilen. Wie auch immer, die Ergebnisse eröffneten neue Möglichkeiten und man begann diese Möglichkeiten auszuschöpfen. Die Natur des Menschen zeigte sich jedoch schneller als erwartet. Die dort eingesetzten Kommandanten begannen bald ihren eigenen Idealen zu folgen und die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen zu formen.