Brisante Fracht

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Brisante Fracht


Die Detonation hinterließ einen dampfenden dunklen Krater auf der Landebahn und wirbelte eine feine Nebelwand aus Betonstaub auf.
"Los, los, los!", schrie Remus, "ins Schiff mit euch!"
Yevelin und Flynn rannten gebückt zwischen den umherstehenden Frachtkisten zur heruntergefahrenen Rampe des kleinen Transportschiffs. Die Projektile verfehlten die beiden immer wieder nur um wenige Zentimeter und schlugen abwechselnd im Boden und den Frachtkisten ein. Abgesplitterte Stücke der Kisten flogen wie wild umher, so dass es schwierig war sich zu entscheiden, aus welcher Richtung die eigentliche Bedrohung kam.
Kaum hatte sich der Nebel etwas gelichtet eröffnete Remus erneut das Feuer. Er schoss einfach auf jedes Mündungsfeuer, welches er auf der anderen Seite der Landebahn ausmachen konnte. Die ausgeworfenen Hülsen seiner Waffe fielen klingend auf den Boden. Obwohl er sich erst wenige Sekunden hier stand war der Boden um ihn herum fast völlig mit den Metallhülsen überzogen.
Yevelin und Flynn erreichten die Rampe und rannten ohne auch nur einmal zur Seite zu blicken an Remus vorbei in den Bauch des Schiffes. Mit fletschenden Zähnen folgte Remus den beiden und nutzte jede einzelne Sekunde aus um noch mehr Munition zu verschießen.
"Remus an Brücke. Starten!", brüllte er in sein Funkgerät.
"Aye, Captain!", hallte die Antwort.
Ein Zittern ging durch das Schiff als die Triebwerke mit voller Kraft gegen die Anziehungskraft des Planeten kämpften. Sekunden später katapultierte sich das kleine Schiff beinahe senkrecht in die Höhe und nahm schnell Geschwindigkeit auf.

Yevelin und Flyn versuchten wieder zu Atmen zu kommen und sich auf den Beinen zu halten. Mit aller Kraft klammerten sie sich an den Metallgriffen fest, welche überall in dieser Kammer angebracht waren.
"Ok, also, ich bin davon ausgegangen das dies etwas friedlicher ablaufen wird, oder wie soll ich das hier verstehen?" brüllte Remus gereizt in Richtung Yevelin und Flynn um das Dröhnen der Triebwerke zu übertönen.
"Ja, das war ja auch nicht so geplant..." rief Yevelin völlig erschöpft. Vorsichtig ging sie auf ihre Knie, löste ihren Rucksack von ihrem Rücken und zog eine handtaschengroße Aluminiumkiste hervor, welche sie mit sich an Bord gebracht hatte. Flynn blickte während dessen völlig außer Atem auf die Schiffswände. Immer wieder war ein metallisches Zirpen zu hören, wenn ein Geschoß von der Außenwand abprallte.
"Hält das Schiff das aus?" rief er schließlich.
Remus blickte ihn geringschätzig an und wuchtete das schwere, immer noch dampfende Sturmgewehr auf seine Schulter.
"Naja, wenn nicht werden wir es als erstes mitkriegen." Plötzlich lachte er lauthals und stapfte zur Tür. Flynn blickte ihm angewidert nach. Er hatte diesen Kerl von Anfang an nicht leiden können.
Kaum hatte sich die Tür wieder geschlossen war das Echo seines vulgären und lauten Lachens verstummt. Mittlerweile hatte auch das Donnern der Triebwerke nachgelassen und man konnte sich wieder beinahe normal unterhalten.
"Los gehen wir! Hauptsache wir sind lebend davongekommen." sagte Yevelin und legte ihre Hand auf Flynns Schulter.



Die Fregatte von Captain Fernando lag stolz in dem Raumdock. Dutzenden kleinen Servicerobotern krabbelten geschäftig auf ihrer Außenhaut herum und verrichteten ihre Arbeit. Lediglich 2 Servicetechniker überwachten den Ablauf von ihren Stationen aus.

"In der Regel legt man sich nur ins Dock, wenn man auch was zu reparieren hat." sprach George und klopfte vorsichtig an den Rahmen der offen stehenden Tür.
Captain Fernando zuckte etwas zusammen, als er aus seinen Tagträumen herausgerissen wurde. "Ahh. Komm rein George."
Nachdenklich sah Fernando noch einem Moment aus dem Fenster, von wo er das Geschehen um das Schiff herum verfolgt hatte, und ging zu seinem Tisch.
"Gedenkt der erste Offizier mich offiziell zu besuchen?", setzte er schließlich fort.
"Ich wollte nur kurz vorbeischauen in der Hoffnung von dir weitere Einzelheiten zu bekommen." erwiderte George und scherzte zurück.
Fernando drückte einige Tasten auf seinem Tisch worauf sich die Tür wieder schloss und begab sich wieder zum Fenster zurück.
"Ich habe Order zur strikten Geheimhaltung. Und das weißt du auch." setzte Fernando mit einer deutlich ernsteren Mine fort.
"Na gut, ich dachte mir nur, dass du mir eine Erklärung geben könntest. Eine Erklärung wieso wir unsere Markierungen vom Schiff entfernen und den Namen von der Hülle kratzen lassen.", erwiderte der erste Offizier. "Wenn du mir schon keine Einzelheiten geben kannst, dann sage mir wenigstens was ich als erster Offizier der Crew erzählen soll."
"Die Crew hat es zu akzeptieren, das hat sie immer getan und wird es auch dieses Mal tun."
Ein helles Piespen unterbrach das Gespräch der beiden Männer. Mit einem schnellen Griff auf den blinkenden Knopf öffnete Captain Fernando den Kanal.
"Die Arbeiten wurden soeben abgeschlossen, Captain." ertönte die Stimme eines Servicetechnikers, "Sie können jetzt jederzeit starten."
"Sehr gut." erwiderte Fernando. "Wir verlassen das Dock in 30 Minuten."



Der üppig mit Holzverkleidungen und luxuriösen antiken Vasen und Gemälden ausgestattete Raum wurde von wenigen dezent platzierten Leuchten erhellt. Der große dunkle, fast runde Tisch nahm mit den mannshohen, gepolsterten Drehstühlen, den Großteil des Raumes ein und bot für gut dutzend Menschen komfortable Sitzgelegenheiten.
Zur beiden Seiten des Tischs saßen lediglich zwei etwas in die Jahre gekommene Männer. Das unaufhörliche Rauchen der Beiden verfärbte die Luft um sie herum dunkelblau und machte jeden einzelnen Lichtstrahl scharfkantig sichtbar.
"Kommen wir zum nächsten Problem." Sagte einer der Beiden und holte zielsicher aus dem vor ihm liegendem Häufchen von Akten zwei Mappen hervor, wovon er eine seinem Gegenüber quer über den ganzen Tisch hinüber gleiten ließ.
"Das Pyrell-Projekt nähert immer neue Probleme." setzte er schließlich fort, "Jedoch sind die bisherigen Ergebnisse durchaus viel versprechend. Es versteht sich, denke ich, von selbst, dass wir das Projekt weiter vorantreiben müssen."
"Definitiv.", antwortete der Aktenempfänger und blätterte interessiert im Bericht herum. "Was genau ist nun das aktuelle Problem damit?" sprach er mit einer ruhigen und gelassenen Stimme, zog an seiner Zigarette und stieß eine weitere Rauchsäule in den Raum.
"Teile des Pyrell-Projekts wurden unterschlagen." Entgegnete sein Gegenüber mit einer ebenso ruhigen Stimme und tat das gleiche mit seiner Zigarette.
"Von welcher Bedeutung sind diese Teile?"
"Für uns eher unbedeutend, dennoch sehe ich sie ungern in den Händen anderer."
"Agenten?"
"Ja, ich habe bereits jemanden auf die Sache angesetzt."
"Gibt es weitere Beteiligte?"
"Ja, wie immer. Um die Empfänger wird sich gekümmert. Dies stellt kein Problem dar."
"Es wäre vielleicht hilfreicher wenn das Artefakt zusammen mit allen Beteiligten verschwinden würde. Dies würde uns eine Menge Ärger ersparen."
"Vielleicht, dennoch sollten wir es nicht überstürzen. Das Artefakt könnte für uns auch von Nutzen sein."
"So wie ich das sehe ist es irrelevant ob das Artefakt geborgen oder zerstört wird. Das einzige was hier von Bedeutung ist, dass das Ding sich nicht aus unserem Zugriff entfernt oder deren Existenz bekannt wird, eher wir es für richtig erachten."
"Korrekt, diese Meinung vertreten auch die anderen. Mit einer offenen Intervention wäre niemandem geholfen. Unser Mann soll sich darum kümmern."
"Wie sieht es mit anderen beteiligten aus? Wer genau ist es? Einer der Clans?"
"Dies ist noch unklar. Wir sind nur am Artefakt dran und werden sehen wohin uns das führen wird."
"Gut, an mir soll es nicht liegen, wenn die Anderen die Operation abgesegnet haben, werde auch ich meine Zustimmung erteilen."
Beide schlugen fast zeitgleich die Hefter zu und legten sie zurück auf den Tisch.
"Gut, Kommen wir zum nächsten Fall…"



"Hier Captain Remus vom Transportschiff Erit ich rufe die Wartungsstation EFW-12. Erbitte Andockerlaubnis."
"Hier EFW-12, sie haben Andockerlaubnis. Bitte folgen Sie dem Leitsignal."

Bereits wenige Minuten später hatte das Schiff die Wartungsstation erreicht und dockte an einer kleinen Bucht an. Mit einem leisen Zischen senkte sich die Laderampe und gab die Sicht auf Yevelin, Flynn und Remus frei. Remus blickte mit finstererer Mine auf die vier Sicherheitskräfte, welche bereits vor seinem Schiff Stellung bezogen hatten. Das Schleusentor zum Inneren der Station öffnete sich und ein älterer Mann betrat die Bucht. Kaum hatte er Yevelin erblickt zeichnete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ab und er schritt schnell auf die Ankömmlinge zu.
"Yevelin, wie lange ist es her? Lass dich umarmen." sprach der Mann ohne von den anderen auch nur Notiz zu nehmen und umarmte Yevelin noch eher Sie etwas sagen konnte.
"Onkel, bitte..." Yevelin versuchte sich energisch aus der Umklammerung zu befreien "wir brauchen deine Hilfe."
"Was treibt dich zu mir mein Kind?"
"Ich bin hier, weil ich deine Hilfe benötige."
"Und wer sind denn deine Gäste?" setzte der begeisterte Mann mit unvermindert fröhlicher Stimme fort.
"Dies ist Remus, er ist der Captain dieses Schiffes. Er ist von mir und Flynn gechartert worden um uns hierher zu bringen. Flynn ist mein Kollege. Wir arbeiten bereits seit einigen Jahren beim Sternenbund."
"Da bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher." murmelte Flynn etwas verstört vor sich hin.
"Es ist eine lange Geschichte, ich kann auch nicht lange bleiben." Yevelin blickte dabei etwas misstrauisch auf die Sicherheitsmänner. "Könnten wir das vielleicht wo anders bereden?"
"Natürlich, kommt doch erstmal rein!" rief der alte Mann. "Ich hoffe du hast etwas mehr Zeit für deinen alten Onkel, als bei deinem letzten Besuch."
Yevelin wirkte mittlerweile etwas entnervt. Schließlich hakte sie sich bei ihrem Onkel ein und zog ihn mit sanfter Gewalt Richtung Türe.
"Ich fürchte, dass wird nicht möglich sein." erwiderte sie.
Die anderen beiden warfen sich einen etwas verwirrten Blick zu und folgten Yevelin durch die Schleuse in das Innere der Raumstation.


Während Yevelin die Fragen ihres Onkels über ihr Privatleben über sich ergehen lies, marschierten sie quer durch die kleine Wartungsstation, bis sie schließlich ein gemütlich eingerichtetes Quartier betraten. Yevelins Onkel wies die anderen an, Platz zu nehmen, während er kurz in einem Nebenraum verschwand.
Yevelin fuhr sich verlegen durch ihr Haar, während Flynn nervös mit den Fingern auf seine Sessellehne trommelte.
"Also, wenn sie mir jetzt das restliche Geld geben würden…." begann Remus und machte bereits Anstalten wieder aufzustehen.
"Halt! Wir brauchen Sie noch." rief Yevelin und sprang auf.
"Was! Warum? Ich habe meinen Teil erfüllt, wir sind hier!", erwiderte Remus energisch.
"Ich werde Sie natürlich bezahlen. Betrachten Sie es als eine weitere Charterung ihrer Dienste."
"Darüber können wir reden." sagte Remus mit funkelnden Augen und setzte sich wider, "Aber bevor sie den letzten Flug nicht vollständig bezahlt haben geht es nirgendwo hin."
"Hier haben sie ihr Geld." zischte Yevelin, zog aus ihrem Overall ein Kuvert hervor und warf es Remus entgegen. Dieser fing den Umschlag gekonnt auf, warf einen Blick hinein und lehnte sich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zurück.
"Sehr schön." brummte der Captain zufrieden und begann die Scheine zu zählen.
"Kein Vertrauen?" fragte Flynn spitz. Remus würdigte ihn nicht eines Blickes und lies sich nicht bei seiner Lieblingsbeschäftigung stören.
Im selben Moment betrat Yevelins Onkel wieder das Zimmer. Vorsichtig stellte er ein Tablett mit 4 Tassen auf den Tisch.
"Greift zu." rief er fröhlich und reichte seiner Enkelin eine Tasse mit der dampfenden Flüssigkeit. "Soll so etwas Ähnliches wie Tee sein… Keine Ahnung ob das stimmt, hab noch nie echten Tee getrunken. So weit ich weiß, jedenfalls."
Yevelin nahm die Tasse entgegen und umschloss sie fest mit beiden Händen. Eine kurze Pause entstand als Yevelin nach Worten suchend den Dampf von der Tasse blies, ihr Onkel behaglich an seinen Tee schlürfte, Remus sein Geld zählte und Flynn misstrauisch an der Flüssigkeit roch.
Schließlich holte Yevelin Luft und fragte ohne weitere Umschweife: "Kennst du einen sicheren und unauffälligen Weg aus dem Raum des SBD?"
Der alte Mann sah von seiner Tasse auf und musterte mit seinen sanften Augen seine Enkelin: "Müssen ja ziemlich große Probleme sein, die dich auf meine kleine Station verschlagen haben."
"Onkel!" flehte Yevelin, "Das ist sehr wichtig."
"Ist ja gut, ich verstehe.", erwiderte der alte Mann ruhig und nippte nachdenklich seinen Tee, "Nun es gibt da Raul, ich hab schon Mal Sachen über ihn bezogen, die man, nun, sagen wir mal, nicht gerade im gut sortierten Fachhandel bekommt. Für Geld macht er fast alles, wie ich fürchte…"
"Ein Mann mit Prinzipien! Gefällt mir." unterbrach ihn Remus, ohne von seiner Zählarbeit aufzusehen.
"Eine linke Ratte, wenn du mich fragst." setzte der alte Mann fort und warf dabei einen bezeichneten Blick auf Remus. "Wenn ich es mir recht überlege, ist es vielleicht besser, wenn ihr euch nicht mit ihm einlässt…"
"Bitte Onkel." rief Yevelin und sah ihren Onkel verzweifelt an.
"Ja, bitte, bitte, Hilfe sonst holt uns der Teufel." nuschelte Flynn, mit einem schwachen Versuch sarkastisch zu wirken.
Yevelins Onkel blinzelte den jungen Mann irritiert an, schließlich zuckte er mit den Schultern.
"Na gut, wie ihr meint." sagte er schließlich, "Ihr findet ihn auf der Raumstation im Hades Sektor. Er arbeitet dort als Steward der Andockrampe 38. Ich bin sicher er kann euch weiterhelfen."
Yevelin atmete erleichtert auf "Danke, Onkel"
Der alte Mann machte darauf nur eine abwehrende Handbewegung.
"Lass gut sein." murmelte er sanft und nippte weiter seinen Tee.



Wenige Stunden waren vergangen als sich ein nur wenige Meter großes Schiff der kleinen Wartungsstation EFW-12 näherte. Mit einer kleinen Andockschürze heftete sich das ungewöhnliche Gefährt an die Außenhaut der Station. Der einzige Insasse begann sofort damit die Hülle aufzuschweißen und sich so seinen eigenen und unauffälligen Zugang zur Station zu verschaffen.


Der alte Wartungsstationshalter schlenderte durch die Gänge, genoss die Aussicht in den Weltraum und dachte die ganze Zeit an seine vor einigen Stunden abgereiste Nichte. Er wünschte sich, dass ihr nichts zustoßen würde und er sie bald wieder sehen könnte.
"Guten Tag Herr Statthalter." ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Gang hinter ihm.
"Was, wer ist da?" antwortete der verschreckte alte Mann und drehte sich in die Richtung aus der er die Stimme vermutete.
"Oh entschuldigen sie." sagte die Stimme. Schließlich trat ein groß gewachsener Mann aus dem Schatten und ging langsam auf den alten Mann zu. "Ich bin nur ein Reisender und erst vor wenigen Minuten an der Station angekommen. Mein Schiff muss gewartet werden. Ich hoffe ich habe sie nicht erschreckt."
"Nein, nein. Es ist nur relativ einsam hier und ich bin es nicht gewohnt, dass mich hier jemand besuchen kommt." Er lächelte den Fremden an und griff unauffällig in seiner Tasche nach einem kleinen Zylinder an deren Ende sich ein Knopf befand und drückte ihn.
"Wohin sind Sie denn unterwegs?" fragte er den Fremden etwas zittrig.
Der Fremde trat nun näher und war gut zu erkennen. Seine relativ schlanke Gestalt und sein sicheres und selbstbewusstes Auftreten verunsicherte den Stationshalter so sehr, dass er ihm kaum ins Gesicht zu blicken wagte.
"Ich würde ihnen gerne einige Fragen stellen." Setzte der Fremde mit einer klaren, deutlichen und makellosen Männerstimme fort. In genau diesem Augenblick tauchten zwei Sicherheitskräfte aus einem Gang hinter dem Fremden auf.
"Bringen sie ihn fort." behalf der Stationsvorsteher knapp. Mit dem Auftauchen seiner Männer kehrte auch sein Selbstbewusstsein in seine Stimme zurück. Augenblicklich zogen die Sicherheitskräfte ihre Waffen und machten einen Schritt auf den Fremden zu. Der Mann warf einen kurzen Blick über sein Schultern und seufzte.
Yevelins Onkel wollte sich gerade umdrehen und seinen Weg fortsetzen, als 2 dumpfe Entladungen ihn zusammenzucken ließen. Ohne einen Laut von sich zu geben, sackten die beiden Sicherheitsmänner zusammen. Der Fremde hockte noch auf den Boden und hielt 2 schallgedämpfte Pistolen in den Händen. Lautlos stand er auf und drehte sich wieder in die Richtung des alten Mannes.
"Wie gesagt, wir müssen uns etwas unterhalten, Herr Statthalter." setzte der Fremde sein Gespräch ungerührt vor.
"Von mir erfahren sie nichts." keuchte der alte Mann.
"Natürlich." erwiderte der Fremde ruhig und schritt langsam voran.



"Entschuldigen Sie bitte, wo finde ich das Promenadendeck? Oh, entschuldigen sie bitte wie unhöflich von mir, mein Name ist Emilo." Sprach ein relativ schlanker Mann den Steward einer der Andockrampen an.
"Raul." Entgegnete der Angesprochene und ignorierte die ausgestreckte Hand seines Gegenübers. Menschen, die grundlos vor sich her grinsten waren ihm von Grund auf unsympathisch.
"Ich habe gehört, sie könnten jemandem etwas besorgen."
"Ja, ich kann ihnen einen Stellplatz für ihr Schiff besorgen, wenn sie eine Andockgenehmigung haben."
"Nein, ich denke da an etwas anderes. Dürfte ich sie auf einen Drink einladen?"
"Ach warum nicht, ich habe ohnehin Dienstschluss." Murmelte Raul etwas gelangweilt. "Hey, ich mach Schluss für heute. Bitte übernimm das hier. Ok?" brüllte Raul quer über den Liegeplatz zu einem seiner Kollegen.

"Also was wollen sie von mir?" fragte Raul als sich die beiden etwas von dem Geschehen entfernt hatten.
"Ich möchte ihnen etwas zeigen. Ich bin sicher es wird ihr Interesse wecken." entgegnete Emilio und zeigte auf ein kleines Schiff.
"Ich weiß nicht was sie von mir wollen oder wer sie sind, ich bin nur ein Arbeiter auf dieser Station." erwiderte Raul.
"Nun, wie soll ich sagen." entgegnete Emilio und bugsierte Raul mit einem sanften Griff unter den Arm quer über die Rampe in sein Schiff, "Ich habe spezielle Geschäfte zu erledigen und man sagte mir, sie seien der Mann an den ich mich wenden muss."
Alsbald die beiden das Schiffe betraten schlossen sich die Türen mit einem leisen Klicken.
"Also, was wollen sie von mir?", fragte Raul. Zwei dumpfe Schüsse in sein überraschtes Gesicht beantworteten die Frage.



"Hier Captain Remus vom Transportschiff Erit ich rufe die Raumstation Hades. Erbitte Andockerlaubnis." sprach Remus routiniert in die Kommunikationsanlage auf der Brücke.
"Hier Raumstation Hades, sie haben Andockerlaubnis. Bitte folgen Sie dem Leitsignal." erwiderte eine Computerstimme.

Kurze Zeit späte befand sich Yevelin auf der Station und folgte zielsicher den Aushängen. Dabei kämpfte sie sich durch die Menschenmassen des Promenadendecks, was sich als nicht ganz einfach erwies.
"Yevelin, muss das wirklich sein?" jammerte Flynn.
"Was muss sein?" blieb Yevelin stehen und wandte sich Flynn zu, der kurz darauf beinahe von Remus umgerannt wurde.
"Na, ich meine nur, die Menschen, die Leute, das alles eben." jammerte Flynn und erntete ein Grinsen von Remus.
"Los jetzt." sagte Yevelin und deutete auf das Schild, welches den Weg zur Andockrampe 38 zeigte.

"Guten Tag, ich suche Raul. Kennen Sie ihn zufällig?" sprach Yevelin einen schlanken Mann an, welcher etwas gelangweilt auf dem Schiffsliegeplatz herumstand.
"Na hoffentlich!" antwortete der Mann und zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. "Raul mein Name, ich bin hier der Stewart. Wie kann ich ihnen helfen?"
"Naja, also...", Yevelin zögerte etwas. Sie hatte irgendwie nicht damit gerechnet so schnell fündig zu werden. Jetzt fehlten ihr die Worte und sie stotterte vor sich hin: "Mein Name ist Yevelin und wir dachten uns das sie uns eventuell helfen könnten."
"Oh, ich kann ihnen einen Stellplatz für ihr Schiff besorgen, wenn sie eine Andockgenehmigung haben." Bei diesen Worten lächelte der Mann, als wäre ihm gerade ein guter Witz eingefallen.
"Nun ja… Es handelt sich mehr um etwas… ungewöhnliches." druckste Yevelin herum.
Der Steward schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab.
"Lassen sie mal. Ich habe bereits auf sie gewartet. Sie sind die Nichte des Statthalters von EFW-12, nicht wahr?"
"Woher wissen sie das?"
"Ihr Onkel hat mich informiert. Oder denken sie ich biete jedem Dahergelaufenem meine Dienste an?"
"Ja, sicher... ich meine Nein." stotterte Yevelin überrascht und erleichtert zu gleich. Schließlich fasste sie sich wieder. "Wie gesagt, wir brauchen ihre Hilfe."
"Aber sicher." erwiderte Raul, "Aber billig wird es nicht."
"Natürlich" entgegnete Yevelin, "Besprechen wir das am Besten auf unseren Schiff."
Raul nickte und so machten sich die beiden allen voran auf den Rückweg.
"Jetzt ist es schon unserer Schiff." murmelte Remus resignierend.
"Raul. Was für ein Name." Nörgelte Flynn.
Die beiden sahen sich an. Irgendwie war es ihnen beiden unangenehm, also machten sie sich hurtig auf den Weg und folgten den Beiden in die Menschenmassen.



"Hier Captain Remus vom Transportschiff Erit. Wir verlassen die Station und melden uns hiermit ab."
"Verstanden Transportschiff Erit. Gute Reise." ertönte die blecherne Automatikstimme der Raumstation.
Remus lehnte sich in seinen Pilotensessel zurück. Irgendwie war es ein bisschen zu reibungslos abgelaufen. Aber andererseits musste es ja nicht immer mit einer Schießerei enden. Schließlich dachte er noch an die zusätzliche Provision die er vor dem Start rausgeschunden hatte. Mit einem zufriedenen Lächeln stand er auf und verlies die kleine Brücke.

"Wie kommt es eigentlich, dass sie uns begleiten, Raul?" fragte Flynn argwöhnisch.
"Ihr Onkel bat mich ihnen eine Sonderbehandlung zu gewähren." antwortet Raul ruhig.
"So, also kassieren sie doppelt ab: Zuerst unser Honorar und dann noch eines von meinem Onkel.", murmelte Yevelin. Sie versuchte gar nicht erst ihre Abscheu zu verbergen.
"Tja, man tut was man kann." grinste ihr Raul freundlich ins Gesicht.
In diesem Moment betrat Remus den Raum. "Also, wohin geht's als nächstes?"
Raul kramte einen Zettel aus seiner Manteltasche hervor: "Hier sind die Koordinaten, dort können wir die Grenzen über eine Piratenboje passieren."
Captain Remus warf einen Blick auf den Fetzen. Er musterte das Stück Papier sehr genau. Irgendwie mochte er es nicht. Nicht weil es Papier war oder wegen dem was auf dem Papier stand. Nein, es stieß ihm nur kurz bei dem Gedanken daran auf, dass dieser abgerissener Zettel, welcher mit einer schmierigen Handschrift besudelt wurde, über deren Zukunft entscheiden würde. Schließlich zuckte er aber mit den Schultern. Koordinaten bleiben Koordinaten. Egal ob sie auf einem Wisch stehen oder in einen Goldbarren geritzt sind. Alternativ spielte Remus kurz mit dem Gedanken ob er Raul nicht aus der Schleuse schubsen sollte und die anderen gleich hinterher. Aber er verwarf den Gedanken wieder. Dafür war er eine zu gute Seele, zumindest redete er sich das ständig ein.
"Darf ich fragen, warum sie über die Grenze möchten?" setzte Raul fort.
"Das geht sie nichts an!" kläffte Flynn.
"Hey, Hey, Informationen sind mein Geschäft. Nur ruhig Blut. Lassen Sie mich meine Frage anders formulieren: Haben Sie radioaktives Material, besondere Legierungen, Sender oder etwas ähnlich Auffälliges bei sich, was die Aufmerksamkeit der Patrouillen auf uns lenken könnte?"
"Ich denke nicht." sagte Yevelin etwas verunsichert.
"Gut, dann denke ich, dass ich sie rüberbringen kann.", entgegnete Raul und fasste sich unwillkürlich an den Kopf, "Wenn sie mich kurz entschuldigen würden, ich müsste kurz wohin." Er stand auf und ging in die Richtung in die Remus deutete.
"Ich hasse den Kerl." brummte Flynn missmutig.
"Er ist der einzige der uns jetzt noch helfen kann." murmelte Yevelin.

Eingeschlossen im Bad starrte Raul auf sein Spiegelbild und versuchte sich zu konzentrieren. Dieser Teil seiner Tätigkeit war immer recht unangenehm und anstrengend. Plötzlich tauchten neue Erinnerungen in seinem Kopf auf, welche ihm klarmachten, was er als nächstes zu tun hatte. Angenehm war es nie. Er verlor dabei gelegentlich auch mal gute Gedanken um Platz für neue zu machen. Es ist zwar nicht so, dass man sich an verlorene Gedanken erinnern kann, aber man spürt, dass der Zusammenhang zu anderen Gedanken und Erinnerungen fehlt, worauf diese ebenfalls an Bedeutung verlieren. Das traurige ist dabei nur, dass einem dabei das bisschen Leben und Persönlichkeit, was man sich während der Missionen aneignet gestohlen wird und man jedes Mal noch kühler und gefühlstoter wird als man es vorher bereits war.
Die Befehle waren klar formuliert wie immer und genau so werden diese auch ausgeführt.
Wie immer.

"Was suchen Sie hier? Gäste haben hier keinen Zutritt!" befahl der Sicherheitsoffizier und stellte sich Raul in den Weg. Zwei erstickte Schüsse durch den Schalldämpfer streckten den Wachmann nieder und machten den Weg in die Crew-Räume frei.

Es klopfte an der Tür.
"Wer ist da?" fragte das hier wohnende Besatzungsmitglied und öffnete die Tür.
Die Waffe durchlöcherte ihn, noch bevor er begriffen hatte, dass er in das Mündungsrohr eines Schalldämpfers blickte. Raul warf einen Blick in die Kabine. Als er sonst niemanden feststellen konnte verließ er den Raum und klopfte an der nächsten Tür.
"Es ist offen." lautete die Antwort.
Die Kugeln trafen wie immer ihr Ziel und noch eher die beiden Patronenhülsen auf den Boden berührten, sackte das Opfer tödlich getroffen zusammen.
"Moment bitte." hieß es an der nächsten Tür. Diese Antwort nötigte Raul zu einer kleinen Zwangspause.
"Was machen Sie hier?" fragte ein Crewmitglied, welches sich wohl auf dem Weg zu seinem Quartier befand.
"Ich suche die Toilette und habe mich verlaufen." antwortete Raul mit seiner sicheren und warmherzigen Stimme und wippte mit hinter dem Rücken verschenkten Armen auf seinen Fersen seelenruhig hin und her.
"Also eigentlich haben Sie hier nichts verloren, aber das Klo finden Sie ..." in dem Augenblick öffnete sich die Tür an der Raul zuvor geklopft hatte. Raul schoss ohne die vollständige Antwort zu erhalten dem Redner drei Mal in die Brust und anschließend in das fassungslose Gesicht vor ihm in der Tür. Das Fallen der leblosen Körper machte einen weiteren Bewohner neugierig. Durch die so geöffnete Tür kamen zwei Kugeln herein und ließen auch ihn zusammensacken.
Raul stieg gelassen über die Körper hinweg und setzte sein Werk an der nächsten Tür fort.

Es klopfte.
"Wer ist da?" fragte Yevelin und als niemand antwortete, öffnete sie die Tür. Sie zuckte zusammen als Flynn hereinstolperte.
"Entschuldige bitte. Ich hab es bei mir nicht mehr ausgehalten. Außerdem traue ich diesem Raul nicht und Remus ist auch nicht gerade die Vertrauensperson meiner Wahl." jammerte er los. Die Sache war ihm eindeutig über den Kopf gestiegen.
"Gut, aber was sollen wir deiner Meinung nach tun?" entgegnete Yevelin seufzend.

Es klopfte an der Tür:
"Ja, wer da?" sagte der erste Offizier und öffnete die Tür. Die Schüsse erlegten ihn auf der Stelle.

Es klopfte.
"Ja verdammt!" Remus riss die Tür auf und blickte fassungslos in den Lauf einer Pistole.
"Halten sie mir das Ding nicht ins Gesicht." brüllte er und schlug mit einer Hand nach der Waffe.
"Entschuldigen sie bitte." erwiderte der Offizier nervös, "Wir haben ein Problem. In den Quartieren ist jemand Amokgelaufen."
"Was?!" setzte Remus nach und überlegte.
"Raul, wo ist dieser Raul?!" schrie er plötzlich, griff zu seiner Waffe und begab sich mit dem Sicherheitsoffizier zu den Quartieren.

Es klopfte.
"Ich komme." Sagte die Frau und begab sich zur Tür. Kaum hatte sie die Tür erreicht wurde Sie zusammen mit der Tür durchlöchert. Ein kräftiger Tritt riss die Tür auf, gefolgt von weiteren zwei Schüssen auf die am Boden liegende Frau.
Der Alarm ertönte und tauchte die Gänge in rotes Licht. Raul blickte unberührt hinauf, kreuzte die Arme hinter dem Rücken und begab sich zufrieden weiter den Gang herunter.

"Flynn, du bleibst hier. Hier ist der Container." Sie griff unter ihr Bett und zog eine Aluminiumkiste hervor. "Pass gut darauf auf."
"Was, wo willst du hin?" rief Flynn mit ängstlicher Stimme und machte ein passendes Gesicht dazu.
"Ich gehe zu Remus, vielleicht sind wir auf eine Patrouille gestoßen."
Flynn setzte zu einer Antwort an, aber da war Yevelin bereits aus der Tür.

Es klopfte.
Flynn zuckte zusammen: "Ja, bitte." Die Tür sprang auf, ein hagerer bewaffneter Mann betrat den Raum und bewegte sich zielsicher auf Flynn zu.
"Wir sollten hier weg." Sagte er zu Flynn, der verstört zu ihm hinaufblickte und keine Anstalten machte sich zu rühren.
"Was? Wohin?! Ich bleibe hier!", brüllte er fast hysterisch zurück.
Die Hektik auf dem Gang verschreckte den Sicherheitsmann und er verließ den Raum. Flynn nahm seinen Mut zusammen, krabbelte auf allen Vieren in Richtung Tür und knallte sie zu.

Es klopfte.
"Was ist los?" fragte eine sich die Augen reibende verschlafene Gestalt durch den Türspalt und bekam einen gezielten Kopfschuss.

Es klopfte.
"Geht weg!" schrie Flynn und blieb auf der Kiste sitzen. Der Türknauf drehte sich und die Aluminiumtür öffnete sich.
"Raul?!?" würgte Flynn raus eher seine Augen zu tränen begannen, "Bitte töte mich nicht! Bitte, ich habe dir doch nichts getan."
Flehend blickte er auf die dampfende Mündung des Schalldämpfers. "Oh Bitte, ich flehe dich an, bitte töte mi..." Ein dumpfes Zischen unterbrach ihn. Für ein paar Sekunden starrte Flynn wie versteinert entsetzt vor sich hin, bis er schließlich zur Seite kippte und in sein eigenes Blut fiel.


"Was geht hier vor?", brüllte Remus die fünf sich in dem Konferenzraum versammelten Crewmitglieder an.
"Jemand läuft hier Amok."
"Es ist Raul."
"Wer ist Raul." Kam die Antwort aus der Menge.
"Einer unserer Gäste. Sucht nach einem der nicht zur Crew gehört.", befahl Remus und ging mit dem Sicherheitsoffizier weiter in Richtung der Crewräume.

Es klopfte.
Eine müde Gestalt schleifte sich zur Tür und öffnete.
"Was..." setzte er an, bevor er seinen Satz gezwungener Maßen beenden musste.

Yevelin rannte den Gang herunter und traf mit Remus zusammen.
"Was geht hier vor." rief er ihr entgegen und richtete die Waffe auf sie.
"Das wollte ich sie gerade fragen." erwiderte Yevelin.
"Ich will ihre Hände sehen." Befahl Remus und Yevelin leistete unverzüglich Folge.
"Hier läuft jemand Amok und tötet meine Crew." brüllte Remus weiter, "ich gehe davon aus, dass es ihr neuer Freund Raul ist."
"Was?" Yevelin starrte ihn fassungslos an, "Amok?"
"Ja, jemand tötet ohne unterlass meine Crew."
"Oh Gott, Flynn!"
"Halt hier geblieben! Wir gehen gemeinsam."



Der erste Offizier blickte Captain Fernando an und berichtete: "Das Transportschiff Erit wurde geortet. Wir halten Kurs direkt darauf. Anscheinend wurde an Bord Alarm ausgelöst."
Captain Fernando zog die Augenbrauen zusammen und überlegte was in dem Fall das Sinnvollste wäre. Der Alarm an Bord der Erit passte ganz und gar nicht in sein Konzept und schon gar nicht in den bereits zuvor ersonnenen Missionsplan.
"Zeit bis zum Zusammentreffen mit der Erit?" erhob er seine Stimme und verschaffte sich mit der Antwort weitere Bedenkzeit.
"Noch 37 Sekunden."
Was wäre in dem Fall angebracht? Er war sich nicht sicher und kämpfte mit sich selbst. Einerseits war ihm die Brisanz der Fracht wohl bewusst und andererseits konnte er unter keinen Umständen erlauben, dass die Fracht in fremde Hände geriet. Womöglich wurde das Transportschiff geentert und es befanden sich bereits andere Schiffe in der unmittelbaren Umgebung.
"Sind weitere Schiffe im Sensorenbereich zu verzeichnen?" fragte er schließlich um sicher zu gehen.
"Nein Captain."
"Gibt es Unregelmäßigkeiten oder Anomalien."
"Nein Captain. Es wurden keine ungewöhnlichen Sensorwerte registriert." kam die Antwort.
Captain Fernando zögerte noch etwas und blickte anschließend auf das Display an seiner Armlehne. Es zeigte den Zeitpunkt bis zum Zusammentreffen mit der Erit.
"Noch 12 Sekunden." murmelte er kaum verständlich.
"Captain." Der erste Offizier blickte Captain Fernando fragend an.
Wie aus einer Trance erwacht fuhr Captain Fernando hoch.
"Alarmstufe Rot. Alle auf Gefechtspositionen. Waffen laden. Anflugsmuster nach meinen Vorgaben. Volle Schilde."
Das Schiff zitterte als sein Krümmungstriebwerk deaktiviert wurde und es in den Normalraum zurückfiel. Gleichzeitig wurden die Navigationsdüsen gezündet um das Schiff weiter abzubremsen. Die angenehme Beleuchtung des Schiffes wechselte in ein tiefes, konstant leuchtendes Rot. Die Instrumentenanzeigen wechselten in den Kampfmodus. Wo sich vorher die Lebenserhaltung und die Kartographie auf der Lehne des Captains befanden, waren jetzt die Schildkontrollen und lange Listen der Waffen abgebildet, welche eine nach der anderen ihren Status von Rot in Grün wechselten und somit deren Bereitschaft anzeigten.
Die Fregatte kam wie aus dem Nichts und raste mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit auf die Erit zu. Die aus dem Subraum mitgerissenen Plasmareste glühten noch und lösten sich schließlich schubweise wie brennender Honig zu allen Seiten der Fregatte ab.
"Kommunikationskanal öffnen." befahl der Captain.
Der Kommunikationsoffizier führte den Befehl sofort aus und tippte rasch auf seiner Konsole herum. Nach einigen erfolglosen Versuchen wandte er sich schließlich dem Captain zu: "Die Erit antwortet nicht. Die Kommunikationsfrequenzen sind offen, jedoch wird es von Seiten der Erit nicht bestätigt."
Ohne die vollständige Antwort abzuwarten drehte sich der Captain dem Waffenoffizier zu: "Feuern nach eigenem Ermessen. Primärziel sind die Triebwerke. Sollte das Schiff einen Sprung initialisieren, dann zerstören sie es!"



Yevelin und Remus rannten zusammen mit anderen Crewmitgliedern die Gänge zu den Crewräumen herunter als eine Detonation das Schiff erschütterte und einige von ihnen zum Stolpern brachte.
"Was ist hier los?" schrie Remus verwundert.
Als er keine Antwort erhielt, griff er nach seinem Funkgerät.
"Remus an Brücke, Bericht!"
Selbst nach mehrfachem Anfragen kam keine Antwort. Er dachte einen Moment lang nach, als eine weitere Detonation das Schiff erschütterte, schrie er auf:
"Die Brückencrew ist tot! Er ist auf der Brücke."
Remus richtete sich auf und rannte los.
"Halt was ist mit Flynn." schrie Yevelin ihm hinterher und fand sich anschließend ganz allein auf dem Gang wieder.


Die Türen öffneten sich mit einem leisen Zischen und gaben Remus den Blick auf die Brücke frei. Von der vierköpfigen Brückencrew befanden sich noch alle auf ihren Plätzen, tot.
Remus fasste dem diensthabenden Kommunikationsoffizier an die Schulter und zog ihn langsam von der Konsole auf den Boden.
"Die Kugeln haben ihn wohl von hinten erwischt." Zischte Remus und betrachtete die blutbeschmierten Löcher in der Konsole vor ihm. "Er war ein guter Mann!" sprach Remus wehmütig und gedachte einen Augenblick seiner Kameraden.
"Besetzt die Brücke." befahl Remus allen Anwesenden. "Ich will wissen was das Schiff getroffen hat."
Einige der Anwesenden besetzten die Plätze der toten Kameraden und begannen etwas unsicher auf den blutverschmierten Konsolen herumzutippen.

Yevelin rannte den Gang entlang zu ihrer Kajüte. Mit jedem Schritt fing sie immer stärker zu weinen an und die Tränen bahnten sich langsam aber ihren Weg zu ihrem Kinn. Immer wieder fand sie Tote auf ihrem Weg und konnte es kaum fassen was hier geschah.
Schluchzend erreichte sie die offen stehende Tür, bemerkte Flynn in der Ecke des Raums, dort wo sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Sie lehnte sich gegen den Türrahmen und sank bei diesem Anblick langsam und schluchzend zu Boden.

"Ein fremdes Schiff." rief einer der Männer.
"Identifizieren." Befahl Remus und fummelte weiterhin an der zerschossenen Kommunikationsanlage rum. "Wie sieht es mit den Waffensystemen und den Triebwerken aus?" setzte er nach.
"Eine Fregatte unbekannter Zugehörigkeit." Berichtete der Sensoroffizier und blickte kreidebleich in Richtung Remus.
"Hätten sie uns zerstören wollen wären wir jetzt schon längst tot!" bellte Remus alle anderen an. "Also was ist mit den Triebwerken?" fragte erneut.
Ein weiterer Einschlag erschütterte das Schiff. Immer mehr Lämpchen begannen rot aufzuleuchten und tauchten die kleine Brücke in ein unwirkliches Licht.
"Was ist mit dem Schiff. Wie sieht es mit der strukturellen Integrität aus?!" rief Remus etwas wütend und sauer zum dritten Mal.
"Das Schiff bricht langsam auseinander. Wir haben die unteren Decks komplett verloren. Die Sensoren sind ausgefallen. Außerdem haben wir das komplette Umweltkontrollsystem verloren. Der Backbordreaktor hat sich abgeschaltet. Der Steuerbordreaktor ist kritisch und reagiert nicht auf die Anfragen."
Remus zögerte einen Moment und rammte anschließend seine Faust in das Display an dem er vorher verzweifelt herumgetippt hatte. Plastikscherben und Blutspritzer flogen durch die Luft als Remus seinen wehmütigen Befehl gab: "Die Crew soll das Schiff verlassen."
Einer der Anwesenden riss ein Siegel von der Wand und legte einen Hebel um. Sofort ertönte ein neuer Alarm und eine weibliche Stimme hauchte fast zärtlich durch die menschenleeren Gänge: "Achtung. Das Schiff ist unverzüglich zu verlassen. Begeben sie sich umgehend zu den Rettungskapseln." Nach einigen Augenblicken wiederholte die Stimme ihre Ansage, immer und immer wieder im gleichen ruhigen Ton und der gleichen monotonen kühlen Freundlichkeit.

Yevelin schreckte auf. Sie öffnete ihre Augen und krabbelte auf allen Vieren zu Flynn. Sie griff unter das Bett und holte die silberne Kiste hervor auf die Flynn aufpassen sollte.
Sie schleppte sich aus dem Raum und folgte den kleinen gelben Pfeilen, welche den kürzesten Weg zu einer Rettungskapsel andeuteten. Nach einigen Biegungen ertönte plötzlich eine Stimme vor ihr: "Hallo Yevelin."
Sie erkannte die Stimmte sofort. Mit verweinten Augen blickte sie hoch und starrte in Rauls Gesicht. Er stand seelenruhig vor ihr und lächelte. Er blickte wie immer freundlich direkt in ihre Augen und wippte ein paar Mal auf seinen Fersen hin und her. Seine Hände waren vor ihm gekreuzt und die beiden Pistolen glitzerten etwas im fahlen Licht.
"Ich denke Sie haben etwas für mich." sprach Raul während er den rechten Arm hob und auf Yevelin zu zielen begann. In genau dem Augenblick erschütterte eine weitere Detonation das Schiff. Der Einschlag war nur wenige Ebenen von ihnen entfernt und brachte Raul aus dem Gleichgewicht. Yevelin nutzte die Gelegenheit und rannte wieder in den Gang zurück aus dem sie kam. Raul richtete sich auf und lief unverzüglich hinterher.
Yevelin rannte hechelnd den Gang runter und hatte immer die nächste Biegung zum Ziel.
Rauls Waffen waren schneller. Die Kugeln trafen ihren Rücken und durchschlugen ihren Körper. Sie sah wie die Kugeln in der Wand vor ihr einschlugen. Mit weit aufgerissen Augen stolperte sie und fiel zu Boden. Das Schiff schien sich auf einmal um sie herum zu drehen und mit jedem Mal fiel ihr das Atmen schwerer. Nur nebensächlich merkte Sie wie Raul sich näherte und langsam eine Waffe auf sie richtete. Ein dumpfer Knall beendete das Spiel.

Ein weiterer Einschlag erschütterte das Schiff. Das Quietschen der Träger hallte durch die Gänge, gefolgt vom lauten zischen der Atmosphäre, welche durch die vielen Risse der Außenhülle in den Weltraum entwich. Einer der Risse begann sich auszuweiten und durchzog nach einigem Knacken der Länge nach das gesamte Schiff. Wie eine heiße Kartoffel brach das Schiff dampfend in der Mitte auseinander. Eine Explosion nur wenige Sekunden nach dem letzten Einschlag besiegelte das Ende und zerfetzte den kläglichen Rest des kleinen Raumschiffes in unzählige handliche Stücke, welche in alle Richtungen davonflogen.



Die beiden alten Männer saßen sich wie immer gegenüber und rauchten ununterbrochen. Es schien fast so als hätten die Beiden nie den Raum verlassen. Selbst die tiefblaue, von Rauch erfüllte Luft schien noch immer die gleiche zu sein, wie vor einigen Tagen. Erneut lag ein Stapel Akten vor den Beiden. Einer der beiden nahm einen tiefen Zug an seiner Zigarette, stieß eine Säule blauen Dunstes in den Raum und sprach: "Das Pyrell-Projekt."
"Ah, gibt es neue Nachrichten?" entgegnete sein Gegenüber und zeigte geringe Ansätze von Interesse.
"Es gab Komplikationen. Die Experten, welche daran beteiligt waren, mussten bedauerlicher Weise eliminiert werden."
"Das Artefakt? Befindet es sich in unserem Besitz?", fragte sein Gegenüber.
Die Tür öffnete sich und ein hagerer Mann betrat zügig das Zimmer. Es war der gleiche Mann der so Vielen auf der Erit den Tod brachte und letzten Endes auch Yevelin getötet hatte.
In seiner Hand hielt er den Aluminiumkoffer, welcher gereinigt und wieder auf Hochglanz gebracht wurde. Das Licht spiegelte sich auf seiner makellosen Oberfläche und warf wundersame Reflektionen an die Wände.
"Es gehört wieder uns." sprach einer der Beiden ungerührt und lächelte etwas.